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Die Alternative zur zusätzlichen Rheinbrücke heißt öffentlicher Verkehr!

Von den Befürwortern einer zusätzlichen Rheinbrücke, sie nennen diese eine zweite Rheinbrücke, obwohl es bereits zwei Brücken bei Maxau gibt, wird betont, dass viele Menschen täglich mit ihren Autos auf der Straßenbrücke im Stau stehen. Die TechnologieRegion Karlsruhe hat sich in den vergangenen Jahren sehr entwickelt, so dass auch die Verkehrsbeziehungen über den Rhein zunahmen. Dabei hat nicht nur der Straßenverkehr, sondern auch der Bahnverkehr über die Eisenbahnbrücke zugenommen. So besteht inzwischen ca. alle 10 Minuten eine Fahrmöglichkeit auf der Schiene in beiden Richtungen.

Trotzdem ist von vielen Pendlern zu hören, sie seien auf ihr Auto angewiesen, weil der öffentliche Verkehr keine Alternative sei. Teilweise haben sie Recht, denn in der Südpfalz und im Elsass ist keine flächendeckende ÖV-Versorgung vorhanden.

Hier ist Handlungsbedarf: Mit einem Kostenaufwand, der geringer wäre als die Kapitalkosten einer zusätzlichen Straßenbrücke, könnte ein ÖV-Standard erreicht werden, der viele Menschen auf den öffentlichen Verkehr umsteigen ließe. Dieser bessere ÖPNV würde allen Menschen nützen und nicht nur den Autofahrern.

Neben einigen Verbesserungen im Eisenbahnverkehr muss unbedingt der Busverkehr neu geordnet werden, denn für die Menschen, die nicht im Einzugsbereich der Schiene leben, bestehen kaum passenden Fahrmöglichkeiten, im nördlichen Elsass sieht es noch viel schlechter aus.

Die derzeitigen Buslinien in der Südpfalz fahren, außer der Weinstraßenlinie 543, die am Wochenende eingeschränkt verkehrt, in keinem merkbaren Takt, Anschlüsse an die Bahn sind rein zufällig. Auch sind die Fahrzeiten, bedingt durch Umwegefahrten, zu viele Haltestellen und zu lange Haltestellenaufenthalten, für einen attraktiven Verkehr zu lang.

Für die südlichen Teile der Landkreise Germersheim und Südliche Weinstraße habe ich ein Busangebot entworfen, das auf dem Modell Stadtbus aufbaut und alle Gemeinden in diesem Bereich passend an die Schiene anschließt. Um attraktiv und wirtschaftlich zu sein, werden Umwegefahrten vermieden, auch wenn es Einsprüche einzelner, auch von Eltern geben wird, das Gleiche gilt für zu viele Haltestellenaufenthalte in einer Ortschaft. Außerdem müssen die Haltestellenaufenthalte durch eine verbesserte Organisation der Fahrkartenkontrolle und des Verkaufs verkürzt werden.

Die Kriterien des neuen Bussystems sind mindestens ein Stundentakt an sieben Tagen in der Woche mit einem Betrieb von ca. 6.00 Uhr bis ca. 23.00 Uhr. Das System hat seine Rendezvoushaltestelle am Bahnhof Kandel, an der sich alle Linien zur vollen Stunde begegnen. Die Auswahl fiel auf Kandel, da sich zu dieser Zeit dort die Regionalbahnen kreuzen. Um die genannten Gebiete flächendeckend stündlich zu versorgen, werden fünf Linien mit je einem Fahrzeug benötigt. Die Kosten betragen pro Bus in einem Jahr maximal 250.000 €. Bei fünf Linien wären dies weniger als 2,5 Millionen Euro. Für zwei Landkreise müsste das zu finanzieren sein, zumal mit zusätzlichen Fahrgeldeinnahmen zu rechnen ist und außerdem die Kosten des derzeitigen Busverkehrs angerechnet werden können.

Der gemachte Vorschlag soll ein Denkanstoß sein, um bei Politikern, Verkehrsplanern und Bürgern eine Abkehr von der Windschutzscheibenperspektive, die unter Verkehr nur den Autoverkehr sieht, zu bewirken. Sicher gibt es auch andere Möglichkeiten einen attraktiven öffentlichen Verkehr anzubieten. Nur ein Beispiel: Man könnte einige Buslinien so legen, dass Kandel und Winden die beiden Endpunkte sind. So könnte in Kandel zur vollen Stunde die Regionalbahn erreicht werden und in Winden zur Minute 30 der Regionalexpress, jeweils in beide Richtungen. Ein äußerst attraktives Angebot, das aber noch genauer untersucht werden müsste. Die Südpfalz ist gefordert!

Rechnen wir einmal aus Sicht des Steuerzahlers: Die zusätzliche Rheinbrücke kostet ca. 110 Millionen. Kapitalkosten betragen derzeit ca. 3 %. Das wären Dauerkosten allein aus den Baukosten von 3,3 Millionen pro Jahr. Hinzu kommt noch die Abschreibung. Bei einer Lebenszeit von 100 Jahren kommt nochmals eine Million dazu. Die Unterhaltung der Brücke ist noch gar nicht mitgerechnet.

Mit diesem Geld könnte ein sehr guter ÖPNV geschaffen werden. Allein es fehlt am Willen!

Gerhard Stolz

S. a. offener Brief an die IHK Karlsruhe

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 1/12

Stand des Artikels: 2012! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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