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Der Fall Biohof Schleinkofer

Auf diesem Grünland, das der Biohof Schleinkofer bewirtschaftet, soll in Zukunft ein Sportplatz errichtet werden, links das Vereinsheim der SG Rüppurr; Foto: Ute Rieger

Viele kennen sicherlich den Biohof Schleinkofer in Rüppurr. Vor allem Milchprodukte, Eier und Fleisch aus eigener Tierhaltung, aber auch Mehl und Getreide werden im Hofladen und in Karlsruher Bioläden verkauft. Die Familie Schleinkofer bewirtschaftet etwa 80 ha in Biolandwirtschaft, für 5 ha davon, Pachtland der Stadt Karlsruhe, wurde die Kündigung angekündigt, da die Fläche der Sportgemeinschaft Rüppurr für aufgegebene andere Sportflächen versprochen wurde.

Auch regionale Bioproduktion von tierischen Lebensmittel kann man kritisch sehen, aber sie ist viel besser als Massenproduktion. Auch ist es eine Bereicherung für alle Karlsruher und besonders für Kinder, einen Hof mit Tieren auf einem Spaziergang anschauen zu können. Der Verlust von 5 ha ist nach Angaben der Familie Schleinkofer Existenz gefährdend, da sie als Biobetrieb ihre Futtermittel selbst anbauen wollen und müssen.

Hier zeigt sich mal wieder das Grundproblem des Umgangs mit landwirtschaftlichen Flächen in Karlsruhe, sie gelten offensichtlich als eine Art Flächenreserve. Ob Golfplätze (Scheibenhardt, Batzenhof), Neubaugebiete, Sportplätze oder Verkehrsflächen — landwirtschaftliche Flächen werden dafür umgewandelt. Dabei ist eine stadtnahe und möglichst ökologische Produktion von Lebensmitteln für ein klimafreundliches Karlsruhe unbedingt nötig. Biologisch bewirtschaftete Böden sind nicht einfach Flächen, sondern über lange Zeit entstandene gute Böden mit lebendigem Bodenleben und gespeichertem CO2, die nicht so einfach nach anderen Nutzungen wiederhergestellt werden können. Alle Bekenntnisse und alles Geld zum Klimaschutz nützen wenig, wenn die Grundlagen zerstört werden.

Fläche ist knapp und kostbar, der Bedarf an neuem Wohnraum besteht, aus unserer Sicht natürlich nur in ökologisch und sozial verträglicher Ausführung. Ein Potential sind weniger genutzte Sportflächen, die inzwischen in Wohngebieten liegen. Die Stadt Karlsruhe bedrängt die Sportvereine, die innerstädtischen Flächen aufzugeben, sich zusammenzuschließen und verspricht dann schöne Flächen weiter draußen. Der Ansatz ist ja nicht schlecht, von Sportplätzen geht gerade abends und an Wochenenden durchaus eine Lärmbelastung aus, das kann jeder bestätigen, der mal neben einem Tennisplatz gewohnt hat. Auch kommen die Gelände für gute andere Nutzungen in Frage, in Rüppurr sind Wohnbebauung und Renaturierung geplant. Leider wurde von der Stadt und der Sportgemeinschaft Rüppurr der zweite Schritt, die Fusion der Vereine und die Aufgabe der alten Sportflächen, vor dem ersten, der Suche nach neuen geeigneten Flächen, getan und damit Druck aufgebaut. Jetzt sind alle Betroffenen frustriert und es ist schwer, noch eine gute Lösung zu finden. Das Gleiche droht in der Unteren Hub, auch hier werden für Sportflächen in Durlach schon konkrete Pläne geschmiedet bevor überhaupt geklärt ist, was in der Unteren Hub machbar und verantwortbar ist.

Unabdingbar für alle Außensportanlagen in einer Region mit knappen Flächen sind innovative, flächensparende und ökologische vernünftige Konzepte. Die Sportler brauchen meist nicht mit dem Auto zum Sport fahren und wenn doch, müssen nur Gehbehinderte unmittelbar an der Sportstätte parken. Kunstrasen ist außerorts ein No-go, da Plastikpartikel in die Umgebung eingetragen werden. Konzepte für kombinierte Nutzungen der Außenanlagen durch verschiedene Sportarten sind gefragt. Auch die Sportlerheime mit Umkleiden, Gymnastikräumen und Gaststätte sind platzsparend und ökologisch auszuführen.

Für die noch vorhandenen Karlsruher landwirtschaftlichen Flächen ist ein zukunftsfähiges Konzept zu erstellen, am besten in Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden. Landwirtschaft muss auch in Zukunft möglich sein, diese Flächen sind keine Reserve.

Hierzu und zur konkreten Situation des Biohofs Schleinkofer hatte die Fraktion der Grünen am 23. Februar im Gemeinderat einen Antrag gestellt, der leider nicht erfolgreich war, aber in wesentlichen Punkten an den Umweltausschuss überwiesen wurde. Die Arbeitsgruppe Schleinkofer des Klimabündnisses Karlsruhe hatte vor der Sitzung einen bunten Protest dazu organisiert.

Damit ein grünes und klimafreundliches Karlsruhe erhalten und weiter entwickelt werden kann, müssen alle landwirtschaftlichen Flächen in Karlsruhe geschützt werden, der Biohof Schleinkofer dauerhaft ausreichende Fläche bewirtschaften können und neue Sportplätze nur in innovativer, ökologischer Ausführung genehmigt werden.

Ute Rieger

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 1/21

Stand des Artikels: 2021! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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