Achtung! umwelt & verkehr ist Ende Aug./Anf. Sept. '24 umgezogen! Sollte etwas noch nicht funtionieren: Bitte melden!
Nachdem wir monatelang die ersten Frühlingsboten herbeisehnten, beginnt für viele Menschen nun die schönste Jahreszeit. Die Natur scheint förmlich zu explodieren: Wer nicht täglich wenigstens kurz spazieren geht, könnte schöne Naturbeobachtungen verpassen — nie verlaufen die Entwicklungen in der Natur derart rasant wie im Frühling!
Buschwindröschenblütenteppiche und Krokusse bieten Insekten wichtige Nahrung. |
Noch bis Mitte April können wir uns in Wäldern und Auen an den sogenannten Frühblühern, etwa Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Gelbem Windröschen (A.ranunculoides), Scharbockskraut (Ranunculus ficaria) und Lerchensporn (Corydalis-Arten) erfreuen. Diese und andere Arten entwickeln vor dem Blattaustrieb der Bäume eine üppige Bodenflora. Mancher Buchenwald verwandelt sich durch die Tausenden von weißen Blüten dichter Buschwindröschenbestände wie aus Märchenhand zur “verschneiten Waldlandschaft”, Auenwaldpartien wiederum breiten mit Beständen von Scharbockskraut und Lerchensporn gelbe und rosafarbene Teppiche vor uns aus. Da auch Frühblüher auf ausreichende Lichtmengen angewiesen sind, müssen sie die kurze Zeit bis zur Ausbildung des geschlossenden Waldlaubdaches nutzen. Unterirdische Speicherorgane ermöglichen Ihnen einen schnellen vegetativen Aufbau mit kurzfristiger Blüten-, Samen- und Fruchtbildung. So plötzlich, wie wir das Naturschauspiel “Frühblüher” erleben durften, so schnell geht es mit dem ebenso wunderbaren Blattaustrieb der Bäume zu Ende — die Pflanzen ziehen ein und erscheinen erst wieder im nächsten Frühjahr.
Wie bei den Pflanzen dreht sich auch bei den Tieren alles um den Arterhalt und überall geht es recht turbulent zu. Viele Arten sind mit der eifrigen Suche nach einem geeigneten Nistplatz und Partner beschäftigt.
Der Erdkrötenmann hält noch Ausschau, ... | |
... die Weinbergschnecken werden sich schon finden, ... | |
... und die Mauerbienen haben's geschafft: Bald gibt's Nachwuchs! |
Seit Februar sind immer wieder die faszinierenden nächtlichen Wanderungen von Amphibien aus ihrem Winterquartier zum Laichgewässer zu beobachten. Während die meisten der früh ablaichenden Springfrösche das Laichgewässer bereits wieder verlassen haben und das Sommerquartier aufsuchen, sind bei den später ablaichenden Erdkröten noch Nachzügler unterwegs. Erst nach Abschluss des Hochzeitsgeschäfts widmen sich die Lurche wieder der Nahrungssuche.
Während die Mauerbienen an ihren Nistplätzen Hochzeit feiern, waren die Hummelköniginnen schon im vergangenen Herbst auf Hochzeitsflug. Nun begegnen wir den überwinterten, dringend Nahrung benötigenden, auffallend großen Hummelköniginnen an Weidenkätzchen und Krokussen. Besonders auffallend ist auch ihr knapp oberhalb der Erdoberfläche erfolgender Suchflug nach einer Nistmöglichkeit. Sowie die Königin die ersten Arbeiterinnen im Nest - oftmals einem verlassenen Mäusenest - herangezogen hat, läßt sie diese, bis auf das Eierlegen, alle anderen Arbeiten erledigen. Dies ist zweckmäßig, denn käme sie bei einem Freigang - auf dem zahlreiche Gefahren drohen - um, so würde dies den Verlust des gesamten Volkes bedeuten. Solitär lebende Wildbienarten wie die Mauerbiene hingegen bauen kein Volk auf: Jeweils ein einziges Weibchen erledigt ganz alleine sämtliche Arbeiten wie Bau von Brutkammern, Eintrag von Nahrung, Eierlegen und Verschluss der Brutzellen.
Bieten wir Wildbienen viele Blütenpfanzen und Nistmöglichkeiten im Garten und am Haus an, so werden wir täglich mit faszinierenden Naturbeobachtungen belohnt! Ein reiches Nektarangebot und ein nicht allzu übertriebener Ordnungssinn sind dabei das “A und O”!
Während manch “Daheimgebliebener” wie der Waldkauz längst mit der Brut begonnen hat bzw. bereits seine Jungen versorgt, kehren von Februar bis Mai unsere Zugvögel zurück. Zu den frühen Rückkehrern zählt der Zilpzalp, der mit seinem monotonen Gesang den Frühling verkündet. Er ist leicht an seiner Stimme zu erkennen, entsprechen die Motive seiner Strophen doch seinem Namen. Viel später treffen Arten wie Gartenrotschwanz, Neuntöter und Pirol bei uns ein. Für diejenigen Vogelarten unter den “Spätrückkehrern”, die keine Freibrüter sind, sondern Nisthöhlen benötigen, ergibt sich oftmals folgendes Problem: Während sie sich noch im Winterquartier befanden oder den anstrengenden Flug über oftmals Tausende von Kilometern zu uns zurücklegten, haben andere Arten längst alle guten Höhlen und Nistkästen in Beschlag genommen. Während insbesondere die ganzjährig bei uns anwesenden Meisen (Standvögel) aufgrund der zahlreich angebotenen Futterhäuschen den Winter quasi ohne Verluste überstanden haben, ohne einer natürlichen Selektion zu unterliegen, stehen Zugvögel wie die seltenen Gartenrotschwänze, sofern sie die anstrengende Rückreise, auf der sie Gefahren wie ggf. schlechten Witterungsbedingungen und Vogelfang (letzterer in südlichen Ländern leider nach wie vor verbreitetet!) ausgesetzt sind, überlebt haben, vor “verschlossenen Türen”. Wer diesen Arten helfen möchte, bietet kurz vor deren Rückkehr spezielle, geeignete Nisthilfen an. Es ist sinnvoller, seltenere Arten zu fördern, als ohnehin häufigen Arten künstlich zu einer unnatürlich hohen Bestandsdichte zu verhelfen, die für seltenere Arten durchaus zum Problem werden kann.
In jedem Fall dürfen wir uns in den Frühlingsmonaten an den zahlreichen Vogelgesängen erfreuen. Genießen Sie einmal für einige Minuten ganz bewußt das Konzert der Singvögel! Dafür eignen sich am besten die frühen Morgenstunden in einem Wald oder Park.
Reizvoll ist auch die Beobachtung der Balz: Manche Greifvogelarten, aber auch z.B. Kiebitze begeistern im Frühjahr mit sensationellen Flugschauspielen! Bei etlichen Greifvogelnarten sind die Flugspiele wichtige Bestandteile der Paarbindung. Oftmals stürzen sich die Vögel dabei rasant zu ihrem Partner hinunter und fassen sich an den Fängen, wobei einer der beiden kurz kopfüber unter dem anderen hängt. Auch eingesessenen “Städtern” wird einiges geboten: So ist beispielsweise die in den Grünanlagen häufig zu beobachtende Ringeltaube weder zu überhören noch zu übersehen: sie stellt sich mittels wellenförmigem Balzflug und lautem Flügelklatschen zur Schau.
Fotos: M. Ratzel |
Verpassen Sie also nicht die schönste Zeit des Jahres: Gönnen Sie sich etwas Zeit in der Natur und bewundern diese und anderen Schauspiele. Möchten Sie die Natur lieber als Gruppe erleben, wenden Sie sich gerne an mich.
Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 1/06
Stand des Artikels: 2006! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.