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„Karlsruher Nachtschwärmer dürfen sich glücklich schätzen: Ab 14. Dezember 2008 müssen sie sich keine Gedanken mehr um den Nachhauseweg machen — auch nicht während der Woche. Denn die Fächerstadt bietet mit dem „nightliner“ ab dem Fahrplanwechsel an 365 Tagen im Jahr ein Nachtnetz. [...] Das System baut auf der so genannten „Rendezvous-Haltestelle“ auf, dem zentralen Treffpunkt für die Basislinien, die über den Karlsruher Marktplatz fahren. Dort fahren alle Fahrzeuge ab 0.30 Uhr immer zur Minute `30 sternförmig in alle Richtungen von Karlsruhe, sodass die einzelnen Stadtteile angesteuert werden. Während der Woche verkehren die „nightliner“ bis 5.30 Uhr, am Wochenende — also in den Nächten von Freitag auf Samstag und von Samstag auf Sonntag - bis 6.30 Uhr.“
So der Text der Presseerklärung des Karlsruher Verkehrsverbundes.
Soweit, so gut! Gerne würde der Fahrgastverband Pro Bahn dies alles so stehen lassen und sich freuen. Aber leider gibt es doch einige gravierende Nachteile im neuen Fahrplan festzustellen, die auch schon in der örtlichen Presse, sei es durch Leserbriefe, durch Presseerklärungen oder durch die Redaktionen selbst, aufgegriffen wurden.
Hinter dem Angebot mit dem pseudomodischen Wort „nightliner“ verbergen sich beim näheren Hinsehen weitere Angebotsverschlechterung des Nahverkehrs mit deutlich fühlbaren Komfortmängeln.
So sind zum Beispiel Durlach und seine im Einzugsbereich liegenden Stadtteile trotz des neuen Nachtverkehrsangebotes der Linie 1 vom Marktplatz bis Durlach-Turmberg mit weniger Kursen angebunden als vor dem Fahrplanwechsel. Während bisher auf dieser Relation bis 1.10 Uhr ein 20-Min-Takt bestand, endet dieser zukünftig bereits um 0.30 Uhr. Zwar verkehrt dann stündlich noch eine Bahn, bisher waren es jedoch am Wochenende zwei Bahnen pro Stunde, also ein 30-Min-Takt. Insgesamt verkehren jetzt weniger Bahnen nach Durlach als vor dem Fahrplanwechsel, acht weniger pro Woche.
Drastischer wurde das Angebot der Linie 2 nach Aue, immerhin 11000 Einwohner, und Wolfartsweier zusammengestrichen. Betriebsschluss in Richtung Wolfartsweier ist jetzt eine Stunde früher, in der Gegenrichtung sogar eine Stunde und 20 Minuten. Vor dem Fahrplanwechsel bestand am Wochenende eine nächtliche Betriebsruhe von knapp vier Stunden, die jetzt auf annähernd sechs Stunden erweitert wurde! Pro Woche werden 33 Fahrten gestrichen.
Auf den Buslinien 21, 24 und 47 werden die letzten Fahrten gestrichen, auf der Linie 21 auch die erste. Die Alternativen ALT (Anruflinientaxi) Linien 21 und 24 sind nur gegen Voranmeldung verfügbar und die NL (Nachtlinie), statt Linie 47, ist mit zweimaligem Umsteigezwang über den Marktplatz und Turmberg wesentlich länger unterwegs und bedient Aue nur am äußersten Rande.
Verschlechterungen im Fahrplanangebot sind nicht nur beim jetzigen Fahrplanwechsel zu beklagen. Bereits in den vergangenen Jahren zeichnete sich diese Entwicklung ab. Z.B. wurden an Sonntagvormittagen die 20-Min-Takte auf 30 Minuten verlängert!
Diese Tendenz ist auch in allen anderen Stadtteilen zu verzeichnen. Konnte bisher bis ca. 1 Uhr auf den 20-Min-Takt zurückgegriffen werden, der Fahrgast war sich sicher, bis dahin ohne besonders große Wartezeiten ein Fahrtangebot zu bekommen, wird jetzt schon der Regelbetrieb gegen 24 Uhr eingestellt. Das stark eingeschränkte Nachtnetz wird für viele keine Alternative sein.
Morgens sieht es auch nicht viel besser aus: Auch zu dieser Zeit wird mit Verweis auf den „nightliner“, der Regelbetrieb erst zwischen 5.30 Uhr und 6 Uhr aufgenommen, ca. eine halbe Stunde später als bisher!
Pro Bahn sieht den guten Ruf des Karlsruher ÖPNV gefährdet und erwartet von den Verantwortlichen des KVV dringend Nachbesserungen. Vielleicht können bereits beim Gespräch der Karlsruher Verkehrsinitiativen mit Dr. Cassazza am 16. März einige Probleme gelöst werden!
Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 1/09
Stand des Artikels: 2009! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.