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Manche Wahrheiten werden erst dadurch wahr, dass sie gebetsmühlenartig wiederholt werden und so keiner mehr auf die Idee kommt, sie in Frage zu stellen.
Zu diesen „Wahrheiten“ gehört die Behauptung, dass ein günstiger Zugang der Autofahrer zur Innenstadt als selbstverständlich vorausgesetzt wird, um die Kaufkraft vor Ort zu halten. Möglichst mit kostenlosen Parkmöglichkeiten und möglichst noch in der „Fußgängerzone“. Deshalb haben sich die Städte der Region zur Vorweihnachtszeit mal wieder darin überboten, mit günstigen oder gar kostenlosen Parkmöglichkeiten zu werben. Zu den (Weihnachts-)Märchen, die alle Jahre aufgetischt werden, gehört auch, dass Autofahrer mehr und größere Anschaffungen transportieren.
Aber stärkt das den Einzelhandel tatsächlich? Kaum. Münster/Westf. bezeugt das Gegenteil. Dort bringen Radfahrer mehr Kaufkraft in die Innenstadt als Autofahrer. 2 einfache Überlegungen machen es plausibel:
1.Wer kein Auto vor der Tür stehen hat, kommt nicht einfach mal kurzentschlossen auf die Idee, zum Einkaufen ins Zentrum auf die grüne Wiese oder ins Outletcenter zu fahren. Beide sind mit Fahrrad und ÖNPV nicht erreichbar. Also bleibt er mit seinem Geld in der Stadt.
2.Wer auf's Auto verzichtet, hat einen 4-stelligen Betrag im Jahr mehr zur Verfügung, den er für Sinnvolleres ausgeben kann.
Fazit: Kaufkraft halten die Kommunen in der Innenstadt, die konsequent auf Rad- und Bahnfahrer setzen. Die, die aufs Auto setzen, fördern die Stadt- und Kaufkraftflucht. Seit Jahren in Karlsruhe rückläufige Zulassungszahlen für Neuwagen zeigen, dass die Stadt an sich auf einem guten Weg ist. Bleibt nur, den Einzelhandel davon zu überzeugen. Und den Juwelier, der mir nichts verkauft, nur weil ich mit dem Fahrrad komme, möchte ich erst einmal sehen.
Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 1/09
Stand des Artikels: 2009! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.