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Seit September 2009 dürfen in der EU keine mattierten Glühlampen und keine klaren Glühlampen über 80 W Leistung mehr neu in Umlauf bebracht werden. Im September 2010 trifft es dann Glühlampen über 65 W, September 2011 Glühlampen über 45 W, und September 2012 ist Schluss für alle restlichen Glühlampen.
Dieses Glühlampenverbot sorgt für lebhafte Diskussionen. Befürworter meinen, dass es für die Rettung des Weltklimas unerlässlich ist, wogegen Gegner den Verlust eines wichtigen Kulturguts befürchten. Selbst innerhalb der „Umweltszene“ ist das Thema umstritten, so hat die Zeitung Ökotest beispielsweise in ihren Ausgaben 10/08 und 03/09 Energiesparlampen ziemlich kritisch bewertet. Sehen wir uns die häufigsten Argumente für und gegen das Glühlampenverbot einmal genauer an.
Glühlampen setzen in der Tat nur einen kleinen Teil der zugeführten Energie in Licht um, der größte Teil geht als Wärme verloren. Die Ersparnis beim Wechsel auf Energiesparlampen ist allerdings meist nicht so hoch wie die oft genannten 80 %, sondern liegt eher bei 60 bis 70 %, da Energiesparlampen meist dunkler wirken als die vom Hersteller zum Vergleich angegebene Glühbirne. Im wesentlichen liegt dies an der Form des Leuchtkörpers, der das Licht ungleichmäßig in verschiedenen Richtungen abstrahlt.
Geht die Verlustleistung der Glühlampe wirklich immer verloren? Nein, im Winter, wenn es lange dunkel ist und viel Beleuchtung nötig ist, trägt sie mit zur ohnehin nötigen Raumheizung bei. Ein ernsthaftes Argument für Glühbirnen ist dies natürlich nicht, denn eine Heizung mit elektrischem Strom ist angesichts der Energieverluste im Kraftwerk wirklich nicht sinnvoll.
Glühlampen gehen in der Tat schnell kaputt. Sie haben eine Lebensdauer von nur 1000 Stunden, wogegen Energiesparlampen laut Testergebnissen auf 3000 bis 6000 Stunden kommen. Die für eine Lampe angegebene Lebensdauer bedeutet übrigens nicht, dass die Lampe garantiert so lange hält, sondern dass 50 % aller Lampen nach dieser Betriebszeit bereits kaputt sind!
Haben Glühlampen eigentlich unvermeidlich eine so kurze Lebensdauer? Nein, es gibt beispielsweise schon seit langem spezielle „LSA“-Glühbirnen für den Betrieb in Verkehrsampeln, die eine deutlich längere Lebensdauer haben und voll kompatibel mit Haushaltsglühlampen sind. Auch könnte man wie beispielsweise bei Diskotheken-Beleuchtungen elektronische Vorschaltgeräte (Nulldurchgangsschalter) einsetzen, die die Lebensdauer herkömmlicher Glühlampen verlängern, wenn diese häufig ein- und ausgeschaltet werden. Der normale Konsument bekam solche Dinge leider nicht zu kaufen, sondern musste mit eigentlich minderwertigen Glühlampen vorlieb nehmen.
Kompakte Sparlampe in Aktion; Foto: Heiko Jacobs |
Energiesparlampen haben im Unterschied zu Glühlampen kein kontinuierliches Spektrum, das alle Farben beinhaltet, sondern ein lückenhaftes Spektrum, in dem bestimmte Farben fehlen. Für das menschliche Auge mag dieses Licht zwar zunächst auch weiß erscheinen. Sobald man aber farbige Gegenstände damit beleuchtet, werden die Farben der Gegenstände mehr oder weniger verfälscht wiedergegeben. Einen Zeitungsleser dürfte das nicht stören, für einen Kunstmaler sind Energiesparlampen dagegen völlig untauglich. Auch Leuchtdioden-Lampen sind hier keine Alternative, da auch bei ihnen das Farbspektrum lückenhaft ist.
Kritiker der Energiesparlampen bemängeln außerdem deren „kaltes“ ungemütliches Licht, das einen höheren Blau-Anteil hat, und loben die Glühlampen für ihr „warmes“ heimeliges Licht mit seinem höheren Rot-Anteil. Glücklicherweise gibt es mittlerweile jedoch auch Energiesparlampen mit einem „warm-weißen“ Licht für gemütliche Stimmungen. Aber auch diese Lampen besitzen das geschilderte Problem mit dem lückenhaften Farbspektrum.
Ein großes und bisher nicht gelöstes Problem der Energiesparlampen ist deren lange Anlaufzeit. Nach dem Einschalten beginnen sie zunächst mit ungefähr der halben Helligkeit und brauchen dann etwa 5 Minuten bis sie ihre volle Helligkeit erreichen. Deshalb sind Energiesparlampen völlig ungeeignet für Räume, in denen das Licht immer nur kurz eingeschaltet wird, beispielsweise für Toiletten, Abstellkammern, Kellerräume, Treppenhäuser. Hier wären Leuchtdioden-Lampen eine Alternative, da sie sofort die volle Helligkeit ausstrahlen.
Energiesparlampen strahlen elektrische und magnetische Felder aus, die gesundheitliche Schäden verursachen können. Glücklicherweise nehmen diese Felder bei den von Energiesparlampen verwendeten Frequenzen mit der Entfernung schnell ab. Eine Lampe an der Decke stellt deshalb keine Gefahr dar. Bedenklich sind dagegen unmittelbar in Kopfnähe platzierte Lampen, beispielsweise Schreibtischlampen. Eine hier eingesetzte Energiesparlampe überschreit nämlich deutlich die TCO-Grenzwerte, die für Computer-Bildschirme in 30 cm Abstand gelten.
Dieses ist ein heikler Punkt bei Energiesparlampen. Sie gelten nämlich als Sondermüll, weil sie die Starter-Elektronik und in der Röhre auch 3 mg giftiges Quecksilber enthalten. Kürzlich wurde im Fernsehen ein Bericht gezeigt, bei dem Reporter den Weg einer ausgedienten Energiesparlampe bis zum Recycling mit der Kamera verfolgten, und der offenbarte erschreckendes: Die Energiesparlampen werden lose in offene Drahtkörbe geschüttet und mehrmals in verschiedenen Zwischenlagern gesammelt und umgeladen, wobei ein Teil der Lampen zu Bruch geht. Schließlich werden die Lampen geschreddert. Im Fernsehbericht wurde zum Vergleich auch die Behandlung von stabförmigen Leuchtstoffröhren gezeigt, die viel weniger problematisch ist. Leuchtstoffröhren können aufgrund ihrer Form nämlich leicht gestapelt und transportiert werden, ohne dass sie zu Bruch gehen, und sie enthalten auch keine problematische Starter-Elektronik. Für die Energiesparlampen mit Schraubgewinde erscheint das Recycling dagegen noch erheblich verbesserungsbedürftig. Abgesehen davon, dass ein nennenswerter Teil der ausgedienten Energiesparlampen gar nicht vom Recycling erfasst wird sondern im normalen Hausmüll landet.
Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 1/10
Stand des Artikels: 2010! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.