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Sonntagsspaziergang am 25.1.2015 in Philippsburg; Foto: Mari Däschner
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Atomregion Karlsruhe

Für Schlagzeilen sorgte im November letzten Jahres die „Entdeckung“ von 1.692 rostigen Atommüllfässern auf dem Gelände der Wiederaufbereitungsanlage Karlsruhe. Ein paar Tage lang. Dann wurde es wieder still und andere Nachrichten rückten in den Vordergrund. Wir wollen das Thema Atom in unserer Region nicht vergessen. Schließlich befindet sich in Eggenstein-Leopoldshafen Deutschlands größtes oberirdisches Atommülllager, wird im Hardtwald fleißig Atomforschung betrieben und sind mit den Forschungsreaktoren und Philippsburger Kraftwerksblöcken mehrere Atomanlagen in unserer Region.

Der Reihe nach: Insgesamt lagern 65.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen im besagten Lager auf dem Gelände der Wiederaufbereitungsanlage Karlsruhe. Nur ein Teil davon, nämlich 20.000 Fässer, wurde bisher auf Korrosionsschäden untersucht, was bedeutet, dass die Zahl der Rostfässer sich noch erhöhen dürfte. Die geplante Endlagerung in Schacht Konrad verzögert sich und wird nicht vor 2022 möglich sein. Bis dahin, vermutlich aber noch länger muss die jetzt schon ziemlich volle Halle im Hardtwald den strahlenden Abfall beherbergen — unzureichend geschützt gegen Flugzeugabsturz oder Terrorangriffe.

Atomforschung wird im Hardtwald durch das ITU — dem europäischen Institut für Transurane — und Institute des KIT auf dem Campus Nord betrieben. Trotz Atomausstieg wird hier unter anderem an der nächsten Generation von Atomreaktoren und an der umstrittenen Transmutation geforscht. Dabei wird weiterer Atommüll produziert und Radioaktivität in die Umwelt abgegeben. Außerdem gefährden regelmäßige Transporte mit hoch gefährlichen Stoffen wie z. B. Plutonium zwischen dem Hardtwald und anderen Atomanlagen in Frankreich und anderswo die Bevölkerung. Ältere und bereits stillgelegte Atomanlagen auf dem Gelände des ehemaligen Kernforschungszentrums sind z. B. der Mehrzweckforschungsraktor (MFZR), der Schnelle Brüter Karlsruhe (KNK2), die Wiederaufbereitungsanlage und die Verglasungsanlage für hochradioaktiven Müll.

Im Philippsburger Kernkraftwerk ist der zweite Block KKP2, dessen Abschaltung für 2019 vorgesehen ist, einer der neun in Deutschland aktuell laufenden Atomreaktoren. Sie alle produzieren täglich weiteren Atommüll. Der erste Block KKP1 ist seit 2011 abgeschaltet, doch seine Brennelemente sind zum Abklingen noch eine ganze Weile in einem Lagerbecken und müssen ständig gekühlt werden. Der Betreiber EnBW will den schnellen Abriss der Anlage. Das bedeutet aber, dass zunächst einmal neue Anlagen und Atommülllager gebaut werden müssen. Vorgesehen sind u. a. ein Reststoffbearbeitungszentrum und eine Wasserverdampfungsanlage. In der Praxis werden beim Abriss eines Atomkraftwerks Anlagenteile, die kontaminiert sind, solange geputzt und gewaschen, bis die Strahlung unter einem bestimmten Grenzwert liegt und sie „freigemessen“ werden können. Bei dieser Prozedur gelangen wiederum radioaktive Stoffe über Luft und Wasser in die Umwelt. Die gewaschenen, gering strahlenden Materialien, beispielsweise Beton und Metalle, gelangen auf normale Deponien oder werden als „Rohstoffe“ in neuen Produkten verarbeitet, können also in Zukunft in Form von Straßenbelag oder gewöhnlichen Haushaltsartikeln wie Bratpfannen großflächig in Deutschland verteilt werden. Ein kleines bisschen Radioaktivität im Alltag hier und ein bisschen Strahlung da — sieht so ein verantwortungsvoller Umgang mit den Hinterlassenschaften der Atomkraft aus? Angesichts der gewaltigen Mengen an Material, die beim Abriss aller Atomanlagen anfallen, werden sich die gesundheitlichen Risiken für die Bevölkerung logischerweise summieren. Der Betreiber, also die EnBW, hat sich in Philippsburg und Neckarwestheim für den direkten Abbau entschieden, „aus sicherheitstechnischen und ökonomischen Gründen“. Die Alternative wäre der Sichere Einschluss, bei dem die Anlagenteile in versiegelten Gebäuden für eine längere Zeit verbleiben, um die Strahlung abklingen zu lassen.

Fest steht: Das ungelöste Problem Atommüll wird an die nachfolgenden Generationen weitergegeben werden. Es gibt schon längst Engpässe bei den Lagerkapazitäten an den Kraftwerksstandorten, doch die Abfallmengen werden sich noch drastisch erhöhen. Der Atommüll, das Standortlager und seine Castoren werden noch jahrzehntelang in Philippsburg bleiben.

Damit die Sicherheit und Gesundheit der Menschen durch den Betrieb, aber auch den Rückbau von Atomanlagen und durch Atommülllager möglichst wenig gefährdet wird, darf das Thema nicht den unter Zeit- und Spardruck stehenden Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft überlassen werden.

Wir müssen uns einmischen und protestieren: Sammeleinwendungen gegen Neckarwestheim (nur noch bis 12.3.) und Philippsburg (nur noch bis 12.4.) und die Beschwerde gegen skandalösen AKW-Neubau in Europa sind hier im Umweltzentrum möglich! Nächster Sonntagsspaziergang am 26.4., Treffpunkt 13 Uhr Marktplatz Philippsburg.

Mari Däschner

Siehe auch Editorial zu geplanten Subventionen und Neues aus der BUZO zum Abriss

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 1/15

Stand des Artikels: 2015! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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