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Automaten in Bretten Bf: Sie stehen nah beieinander, bei den ausgegebenen Preisen hört die Nähe aber auf.
KVV-APP: Das Stadtgebiet Bretten liegt offenbar nicht im KVV.
Ein wohlbehütetes Staatsgeheimniss im Kraichgau: u.  a. HNV-Tagesnetzkarten gelten auf der Kraichgaubahn bis Bretten; alle Abbild.: Erich Fey

Das Kraichgauer Fahrkartenlotto

Der Titel dieses Artikels mag provokant gewählt sein, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit, in der Region Kraichgau/Stromberg das günstigste Ticket zu erhalten, wirklich mit einem Lottogewinn zu vergleichen. Selbst Tickets, welche im persönlichen Verkauf beim Busfahrer gelöst werden, sind teilweise bereits beim Kauf ungültig. Dies soll anhand von drei Beispielen erläutert werden:

Bretten — Vaihingen/Enz (— Stuttgart)

Laut Eigenwerbung gilt das Metropolticket in den Verkehrsverbünden VVS, VPE, HNV, Kreisverkehr Schwäbisch-Hall, Ostalb-Mobil, Filsland, naldo, VGF und VGC. Gerade Reisende mit Ziel im Bereich Bretten können durch diese falsche Werbung unfreiwillig zu Schwarzfahrern werden:

Denn im Kleingedruckten wird verschämt darauf verwiesen, dass die Übergangsgebiete der Verkehrsverbünde nicht zum Bereich des Metropoltickets gehören. Dies ist ein unverständlicher und kaum erklärbarer Fallstrick gegen ehrliche Kunden.

Dies ist jedoch nicht die einzige unerklärliche Absonderlichkeit auf dieser Relation:

Kauft man am DB-Automaten ein Ticket nach Vaihingen/Enz, dann kostet es mit BahnCard-Rabatt 3,50 €. Dies ist der VPE-Preis. Am KVV-Automaten kostet die gleiche Fahrt nur 3,10 €. Wer nach Mühlacker will, sollte übrigens zum VPE greifen, welcher auf dieser Relation günstiger ist. Die DB-App Touch&Travel berechnet übrigens vollkommen tariflich korrekt den KVV-Tarif, welcher sowohl laut KVV-, als auch laut VPE-Wabenplan auf der Schiene zwischen KVV und VPE gültig ist.

Bretten — Sternenfels

Auch hier gibt es eine Tarifkonkurrenz zwischen KVV und VPE. Während man zwischen Bretten und Vaihingen/Enz im Zweifel nur wenige Cent zu viel bezahlt, wird der unvorsichtige Fahrgast zwischen Bretten und Sternenfels ganz schnell zum Schwarzfahrer:

Dies liegt daran, dass die schnellste Fahrstrecke zwischen Bretten und Sternenfels meist die S4 bis Flehingen und dann den Bus 702 bis Sternenfels beinhaltet. Jedoch ist die S4 kein Bestandteil des VPE. Da jedoch sowohl die DB-Automaten im Brettener Bahnhof, als auch teilweise die Busfahrer in Sternenfels VPE-Fahrkarten ausgeben, sind diese auf den meisten Verbindungen schlicht ungültig.

Am DB-Automat in Bretten erhält man stattdessen die Fahrkarte für eine vollkommen sinnfreie Verbindung, bei der man in Knittlingen und Oberderdingen mit massivem Zeitverlust umsteigen muss, und welche eigentlich kaum verkehrt. In der Gegenrichtung kam es schon vor, dass in Bussen Richtung Flehingen eine Fahrkarte verkauft wurde, welche nur bei der Fahrt über Diefenbach — Knittlingen gültig wäre, man also in den Bus der Gegenrichtung einsteigen müsste (Auch diese Verbindung ist nur unter massivem Zeitverlust fahrbar). Solche Fahrkarten werden also bereits vom Busfahrer ungültig ausgegeben!

Wer meint dieses Chaos durch das Kaufen von unentwerteten Einzelfahrkarten (an den „roten“ KVV-Automaten am Bahnsteig zu erhalten) zu umgehen, der irrt. Denn in den Buslinien der Linien 700, 702, 706 und 733, welche im KVV-Gebiet verkehren, befinden sich meist keine Entwerter. Die vom Busfahrer per Kuli eingetragenen „Entwerteraufdrucke“ führen aber wiederum regelmäßig zu Diskussionen mit Fahrkartenkontrolleuren in der S4. Auch die Möglichkeit, per CityQuattro zu fahren, ist riskant: Da einige Busfahrer tatsächlich die Fahrkarten kontrollieren, führt dies dann immer zu minutenlangen Diskussionen über die Gültigkeit dieser Fahrkarte, die den Busfahrern meist vollkommen unbekannt ist. Bei einigen knappen Verbindungen ist so der Anschluss in Flehingen wegen mangelnder Personalschulung vonseiten Südwestbus und dessen Subunternehmern gefährdet.

Wer sich erhofft, diesem Chaos mit der KVV- App oder Touch&Travel zu entgehen, wird schwer enttäuscht: Beide Apps funktionieren aus nicht nachvollziehbaren Gründen auf dieser Strecke nicht.

Bretten — Heilbronn

Wer nun meint, schlimmer kann es ja nicht mehr werden, der hat die Rechnung ohne die Relation Bretten — Heilbronn gemacht, hier wird das Chaos noch skurriler:

KVV-Automaten verkaufen hier Fahrkarten bis Eppingen und eine Ü2-Karte für 8,30 €, bzw. 7,50 € mit BahnCard. Die DB verkauft den DB-Tarif für 10,20 € oder eben die entsprechenden BahnCard- Rabatte.

Für Kunden ohne BahnCard macht das Hin und Zurück 16,60 € mit dem KVV bzw. 20,40 € mit der DB. Ein gewaltiger Unterschied, der aber noch nicht die Spitze des Eisberges ist. Die günstigste Fahrkarte von Bretten nach Heilbronn und zurück kostet nämlich 12 €. Bloß ist sie an keinem einzigen Automaten zu erhalten und auch deren Gültigkeit wird nirgends bekanntgegeben. Es handelt sich hierbei um die Tagesnetzkarte des HNV, welche auf der Kraichgaubahn zwischen Bretten und Eppingen gültig ist. Unbedarfte Kunden zahlen also statt 12 € plötzlich 20,40 €.

Wir fordern die Deutsche Bahn AG und die Verkehrsverbünde KVV, VPE und HNV auf, die angesprochenen Missstände schnellstmöglich zu beseitigen.

Einen ersten Schritt zur Verbesserung der Situation hat der KVV vor einigen Wochen erledigt:

Drei Jahre nachdem die neuen 5-€-Scheine vorgestellt wurden, kann man nun auch im Kraichgau an den Automaten mit diesen bezahlen. Zuvor war es unmöglich im Kraichgau an teure Fahrkarten wie Regio-Quattro zu gelangen, da die Scheinannahme über ein Jahr lang an den vollkommen veralteten Automaten außer Betrieb war. Jedoch stehen noch immer wichtige Haltestellen, wie z. B. der Kronenplatz, ohne einen einzigen Automaten da.

Erich Fey

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 1/16

Stand des Artikels: 2016! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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