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Wunsch nach Beibehalten oberirdischen Bahnverkehrs in der Kaiserstr. wird nicht erfüllt

— Jetzt geht es um ein gutes Liniennetz

Vereinfachtes Liniennetz für die Kombilösung, gezeichnet von Wolfgang Melchert nach einer Vorlage aus einer Präsentation der VBK gegenüber Geschäftsleuten der Innenstadt am 19.2.2020 und öffentlich am 12.3.2020

Die im Bürgerentscheid 2002 beschlossene „Kombilösung“ mit Straßenbahntunnel unter der Kaiserstraße und neuer Straßenbahntrasse in der Kriegsstraße sieht bekanntlich vor, dass nach der Fertigstellung des Tunnels die heutigen oberirdischen Gleise in der Kaiserstraße entfernt werden. Man möchte dann die Fußgängerzone neu und attraktiver gestalten; dies war für viele Bürger auch ein Grund, beim Bürgerentscheid für die Kombilösung zu stimmen.

Seitdem sind 18 Jahre vergangen und einige Randbedingungen und Aspekte haben sich verändert. Insbesondere der wegen des Klimawandels gewünschte Verkehrszuwachs beim öffentlichen Verkehr verbietet eigentlich einen Abbau von Gleisen. Die umweltpolitischen Verkehrsverbände VCD und PRO BAHN haben deshalb gefordert, dass auch nach Fertigstellung des Tunnels noch einige Linien oberirdisch durch die Kaiserstraße fahren, und zwar mit folgenden Argumenten:

  1. Die zusätzliche Kapazität der oberirdischen Gleise in der Kaiserstraße wird noch gebraucht, wenn der öffentliche Verkehr zukünftig stark anwachsen soll.
  2. Die Stadtteile Südstadt (Rüppurrer Straße) und Südweststadt (Karlstraße) könnten über oberirdische Gleise den Marktplatz wie heute direkt erreichen. Bei der Kombilösung wäre dies nicht möglich, weil man von der Rüppurrer Straße und von der Karlstraße nicht in den Tunnel kommt und die Fußgängerzone deshalb nur am Rande berührt.
  3. Wenige innerstädtische Linien mit kurzen Zügen stören oberirdisch in der Fußgängerzone kaum, solange die langen S-Bahnen im Tunnel verkehren.
  4. Der Kurzstreckenverkehr innerhalb der Fußgängerzone wird durch oberirdische Bahnen erleichtert, ein Hinuntersteigen in den Tunnel ist für diese kurzen Strecken zu aufwändig.

Die politische Unterstützung dieser Forderungen durch die Karlsruher Parteien war leider gering, da diese sich nicht gegen den Bürgerentscheid positionieren wollten. Die Grünen stellten jedoch zusammen mit den Linken den Antrag, die oberirdischen Gleise für ein Jahr nach Inbetriebnahme des Tunnels liegen zu lassen, damit man Erfahrungen machen kann und gegebenenfalls einen neuen Beschluss fassen kann. Die AfD beantragte etwas Ähnliches für drei Jahre. Am 21. Januar 2020 kamen diese Anträge im Gemeinderat zur Abstimmung. Beide wurden mehrheitlich abgelehnt. Stattdessen wurde ein Antrag der Stadt beschlossen, gemäß dem die Gleise in der Kaiserstraße wie vorgesehen entfernt werden. Einen maßgeblichen Einfluss auf dieses Abstimmungsergebnis hatte OB Mentrup, der sein Recht als OB nutzte und in einer leidenschaftlichen Einführungsrede die Argumente der anderen Antragsteller vorwegnahm und widerlegte: Die Kapazität der drei Ost-West-Achsen, die bei der Kombilösung verbleiben, nämlich Kaiserstraßen- Tunnel, Kriegsstraße, Baumeisterstraße/Hermann-Billing-Straße, sei auch für zukünftige Verkehrszuwächse ausreichend. Außerdem gäbe es bereits eine Übergangszeit von einem halben Jahr, in der Tunnel und oberirdische Strecke vorhanden sind, so dass genug Zeit besteht, um Erfahrungen zu sammeln.

Mit diesem Beschluss des Gemeinderats ist das Thema von oberirdischen Gleisen in der Kaiserstraße endgültig vom Tisch. Für die Verbände VCD und PRO BAHN bedeutet dies, dass sie sich jetzt auf das Thema des Liniennetzes für die Kombilösung konzentrieren sollten. Dort gibt es nämlich einigen Handlungsbedarf: Das ursprünglich beim Bürgerentscheid vorgelegte großzügige Liniennetz mit seinen vielen Doppel-Linien (beispielsweise jeweils zwei Linien in der Rüppurrer Straße, zwei in die Waldstadt, zwei nach Durlach Turmberg, zwei zur Rheinstrandsiedlung) wird wegen seines hohen Aufwands nicht realisiert werden. Stattdessen soll es ein vereinfachtes Liniennetz mit weniger Linien geben, wie es in der Abbildung dargestellt ist.

Dieses vereinfachte Liniennetz hat einige Nachteile: Von der südlichen Karlstraße zum Europaplatz gibt es nur noch eine Linie, ebenso von der Rüppurrer Straße zum Kronenplatz. Die Waldstadt ist weder an den Marktplatz noch an den Kronenplatz angebunden, und die Linie vom Rheinhafen zum Bahnhof Durlach berührt die zentrale Innenstadt überhaupt nicht und erschließt auch keinen Außenstadtteil. Dieses Liniennetz erscheint unbefriedigend, es sollte deutlich verbessert werden, wenn die Kombilösung attraktiv und ein Erfolg werden soll. Für dieses Ziel sollten sich VCD und PRO BAHN jetzt einsetzen.

Wolfgang Melchert

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 1/20

Stand des Artikels: 2020! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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