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Weisheiten: Aus Erfahrung soll man klug werden, von den Alten kann man lernen und was gestern funktioniert hat, wird auch morgen gehen! Und was ist, wenn alles längst anders ist als gedacht? Dann ist Krise, auch wenn es niemand wissen will.
Beispiel: Winterdürre hat Perpignan fest im Griff. Das ist Frankreich, Department 66, Pyrénées Orientales, also Mittelmeeranrainer. Die Niederschlagsmengen sind über die Jahre konstant rückläufig, auch im Winter 2022/2023 um die 40 % von den Erwartungswerten. Die Grundwasserspiegel sinken. Die Behörden erlassen Verbote zur Wassernutzung.
Verwirrung: Das Sturmtief Juliette bringt Ende Februar in nur 350 km Entfernung auf Mallorca für einige Tage über 100 cm Schnee und danach massive Regenfälle. Regen auch in Catalunya (Barcelona) und im Baskenland auf der anderen Seite der Pyrenäen. Die Pyrenäen machen den Unterschied. Trotzdem ist auch Mallorca nicht überversorgt mit Wasser! Wetter ist also für Täuschungen wie gemacht. Weil unsere Wahrnehmung keine Statistikplatine hat. Und Wahrnehmung ist eben nicht Wissen.
Betroffenheit: Alles schön und gut, aber weit weg. Eine Gewissheit, mit der das Leben ruhiger wird. Aber eine komplette Täuschung, auch für die Einzugsregionen am Rhein! Nicht nur, dass die Schneekanonen in den Alpen und die nackten Hänge daneben nichts weiter als ein anderes Bild von Winterdürre sind, auch in den Vogesen, im Schwarzwald und an der oberen Mosel richtet sich die Winterdürre als Dauerphänomen ein. Und für die östlichen Gebiete und Polen kann man die Schlagzeilen einfach unverändert weiter benutzen. Nur die Regenlöcher an Nordsee und Ostsee um Dänemark herum, die funktionieren weiter gut.
Klimakultur: Statt Wetter kommt Klima. Denn die Bauernregeln verlassen sich auf falsche Gewissheiten aus den letzten 500 Jahren. Alternativen sind im Anmarsch, auch bei den cleveren Land- und Forst- Wirten bei Perpignan (Roussillon Agroforst etc.). Das wird aber erst im Kulturkampf der Schlagzeilen-Aufmerksamkeits-Ökonomie der Metropolen sichtbar werden, wenn Katastrophen in Landbau und Nahrungsmittelproduktion nicht abgewendet werden können. Generationenfragen und Klima: zunächst einmal Luxus, die meisten 70+ fühlen sich nicht angesprochen.
Kommunikationskulturen: Der Wetterbericht ist wichtig, weil die Wäsche rein muss. Der Wetterbericht hat eine Sendedauer von „2:30“ und eine mittlere Lebensdauer von 72 Stunden. Winterdürre dagegen geht über Jahre, braucht Daten, viele Daten, Klimadaten. Die haben kein journalistisches Format, wenig Unterhaltungswert und kommen deshalb auch nicht in den Nachrichten. Das ist für die Zukunftsbewältigung ein akuter Mangel, sozusagen eine gravierende Erkenntnisdürre. Das Gegenmittel ist aber eigentlich auch schon erfunden: die potentielle Klimadatenmaschine Smartphone ist fast überall präsent, die Zeitgenossen laufen ihr sogar auf dem Zebrastreifen hinterher. Aber das ist ein anderes Thema. Fakt bleibt: ob einer Region das Trinkwasser ausgeht, ist von vitaler Bedeutung und höchster politischer Relevanz. Jede Kultur ist in Auflösung begriffen, wenn das Wasser geht. Winterdürre heißt genau das, das Wasser geht!
@kioxx2022 / Dietmar Haake
*GRAPPA ist eine Generationen.Kultur.Aufklärungs.Initiative in EigenRegie; Mail: grappamail@posteo.de