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Rheindampfkraftwerk
Bestehendes Rheinhafenkraftwerk der EnBW inmitten der Naherholungsflächen am Rhein, die in den nächsten Jahren aufgewertet werden sollen
StoraEnso
StoraEnso in Maxau, Fotos: J. Meister

Dicke Luft in Karlsruhe?

Zwei Großprojekte im Karlsruher Westen versprechen dicke Luft! Der finnische Papierproduzent StoraEnso will in großem Maßstab Strom durch Verbrennung von Abfällen gewinnen und das bestehende Rheinhafenkraftwerk soll durch neue Kraftwerksblöcke erweitert werden. Damit würde die Schadstoffbelastung gegenüber heute nicht nur in den westlichen Stadtteile ansteigen. Die erreichten Verbesserungen der Luftqualität der letzten Jahrzehnte würden damit in Frage gestellt.

Als Ersatz für das Atomkraftwerk in Obrigheim will die EnBW als Teil eines Bündels von Maßnahmen mindestens ein neues Kraftwerk zur Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen in Karlsruhe und bzw. oder in Heilbronn bauen. Ein neuer Kohlekraftwerksblock soll 800 MW elektrische Leistung liefern. In diesem Zusammenhang sollen Fernwärme an die Stadtwerke und Dampf an Industriebetriebe geliefert werden. Zusätzlich soll eine Gas- und Dampfturbinenanlage weitere 400 MW elektrische Leistung produzieren (Quelle: EnBW). Neben der Zunahme der Luftschadstoffe ist bei einer Erweiterung des Rheinhafenkraftwerks auch die geplante Errichtung eines Kühlturms kritisch zu sehen, da im Rahmen der Stadtentwicklung der Zugang zum Rhein für Erholung und Naturerfahrung verbessert werden soll.

Eine Verbrennungsanlage unter anderem für Abfälle aus der Papierindustrie mit einer Kapazität von über 400.000 Tonnen/Jahr soll die Energiegewinnung für den Papierproduzenten StoraEnso wirtschaftlicher machen. Für die Karlsruher Bürger kommen zu den Emissionen bei der Papierproduktion Luftschadstoffe für die werkseigene Stromgewinnung hinzu. Bereits heute wird über die Hälfte der für die Produktion benötigte Energie in einem eigenen Industriekraftwerk erzeugt. Die neue Anlage soll doppelt soviel Abfälle verbrennen, wie es für die stillgelegte Thermoselect-Anlage geplant war. Es sollen neben Holzresten und Rinde (15%) vor allem Gewerbe- und Hausmüll (55%) und Klärschlämme (30%) verbrannt werden (Quelle: BNN).

Die Zukunft der stillgelegten Thermoselect-Anlage ist übrigens weiter ungewiss. Im Rahmen des derzeitigen Gerichtsverfahrens zwischen Thermoselect und EnBW wird auch eine Wiederinbetriebnahme der Anlage nicht ausgeschlossen. Damit wären weitere Belastungen für die Umwelt zu erwarten.

Bereits heute sind gerade die westlichen Stadtteile durch das bestehende Rheinhafenkraftwerk, die Papierfabrik und die Raffinerie besonders beeinträchtigt. Einen deutlichen Hinweis darauf gibt auch der “Industrieschnee”, der an kalten Tagen im Winter immer wieder zu beobachten ist: Wasserdampf kristallisiert an den winzigen Schadstoffpartikeln der Industrie. Mit einem Anteil von 45% ist die Industrie Hauptverursacher der Feinstaubbelastung in Karlsruhe, dicht gefolgt vom Straßenverkehr (Quelle: UMEG, Emissionskataster 2002).

Alle genannten Projekte haben eine Zunahme der Schadstoffbelastung der Luft zur Folge. Durch die Verbrennung wird zudem vermehrt klimarelevantes Kohlendioxid freigesetzt. So wurden z.B. im Jahr 2005 bei der Produktion von etwa 650.000 Tonnen Papier in Maxau mehr als 300.000 Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre abgegeben. Der Anteil aus nachwachsenden Rohstoffen lag dabei unter 25% (Quelle: StoraEnso). Die BUZO fordert daher an Stelle des Neubaus von Heizkraftwerken eine deutliche Reduzierung des Energieverbrauchs (insbesondere auch durch einen sparsameren Umgang mit Papier) und einen verstärkten Einsatz von regenerativen Energien. Sowohl die Luftqualität als auch der Treibhauseffekt betreffen uns alle ganz direkt.

Johannes Meister

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 2/06

Stand des Artikels: 2006! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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