Achtung! umwelt & verkehr ist Ende Aug./Anf. Sept. '24 umgezogen! Sollte etwas noch nicht funtionieren: Bitte melden!

zum Text umwelt&verkehr karlsruhe
   Forum 
 > Hefte < 
 Infos etc. 
Startseite
Start
Sitemap
Impressum
   Themen-Index   Autoren   Verbände   Termine   2/24   1/24   3/23   2/23   1/23   2/22   1/22   2/21   1/21   2/20   1/20   3/19   2/19   1/19   3/18   2/18   1/18   3/17   2/17   1/17   3/16   2/16   1/16   3/15   2/15   1/15   3/14   2/14   1/14   3/13   2/13   1/13   3/12   2/12   1/12   3/11   2/11   1/11   3/10   2/10   1/10   3/09   2/09   1/09   3/08   2/08   1/08   3/07   2/07   1/07   3/06   > 2/06 <   1/06   3/05   2/05   1/05   3/04   2/04   1/04   3/03   2/03   1/03   Download 
<<<  Änderungen Tramnetz helfen Rollstuhlfahrern   > Masterplan 2015 <   Kombilösung  >>>
  VCD   

Karlsruher Masterplan 2015 / Verkehr

Im Herbst 2005 startete OB Fenrich das Projekt “Karlsruhe Masterplan 2005”, um unsere Stadt für ihren 300. Stadtgeburtstag fit zu machen. Nach einigen vorbereitenden Umfragen fand am 27. und 28. Januar 2006 die Zukunftskonferenz statt mit 400 Teilnehmern, 150 davon als Vertreter von Institutionen und Interessensgruppen (darunter auch der Autor als Vertreter der BUZO in der Gruppe Verkehr). Außerdem wurden 5000 zufällig ausgewählte Bürger — verteilt über alle Altersgruppen und Stadtteile — angeschrieben, von denen 250 zur Zukunftskonferenz kamen. Vorher schon hatte man aus Umfragen heraus 12 Handlungsfelder definiert. In jedem gab es ein Impulsreferat und Kleingruppenarbeit in 3 Gruppen je Handlungsfeld. Die Ergebnisse der Konferenz und der anderen Verfahrensteile sind online zu finden unter der Adresse: karlsruhe.de/rathaus/masterplan_2015

Impulsreferat Verkehr/Mobilität

Professor Dr. Hartmut Topp von der Universität Kaiserslautern führte in das Thema ein, in dem er die Prognosen für die Verkehrsentwicklung (u.a. auf der Grundlage des Raumordnungsberichtes 2005, auf bbr.bund.de zu finden) mit ihren Auswirkungen für unseren Raum schilderte. In Deutschland insgesamt dominieren Stagnation und Schrumpfung. Wir Karlsruher liegen am Rand eines Raumes (mit Stuttgart, Heilbronn und Rhein-Neckar-Raum), für den bei Bevölkerung und Beschäftigung noch geringes Wachstum prognostiziert wird. In der Pfalz und südlich von Karlsruhe wird dagegen nur Stagnation erwartet.

Das bedeutet aber laut Prof. Topp “keineswegs ein ,Weiter so' in Stadt- und Verkehrsplanung. Denn auch Karlsruhe bleibt nicht verschont von den finanziellen Folgen schrumpfender Bevölkerung in Deutschland und von der Alterung ihrer Bevölkerung.” Bei der Planung von Siedlungs- und Verkehrsflächen muss vor allem auf die Qualität geachtet werden, “denn von Schrumpfung verschont werden nur die Städte, die auf ihrer geostrategischen Lage Vorteile haben und solche, denen es gelingt, über weiche Standortfaktoren wie städtebauliche Qualität, Ambiente und entsprechenden Wohnungsmarkt, ihre Bevölkerung zu halten und neue Bewohner anzuziehen.” Hier ist Karlsruhe meiner Meinung nach eigentlich gut aufgestellt mit viel Grün und attraktiven Erholungszielen im Umland und hoffentlich verspielt es diesen Standortvorteil nicht mit Nordtangente etc. Projekte der Stadtreparatur wie der Umbau der Kriegsstraße bezeichnete Prof. Topp als “Schlüsselprojekt” für die Karlsruher Stadtqualität. Bei der Siedlungsentwicklung beobachtet er derzeit zwei gegenläufige Tendenzen: Suburbanisierung, sprich Entwicklung des Speckgürtels rund um die Städte, und ein neuer Trend “Zurück in die Stadt”, insbesondere für Ältere. Für ersteres sei Karlsruhe mit seinem ÖV-Netz gut gerüstet. Zweiteres ist wichtig, weil hier vorhandene Infrastruktur genutzt wird.

Beim Verkehr ändern sich nach seiner Meinung die Verteilung des Verkehrs auf Raum und Zeit: sie wird gleichmäßiger: Die Bedeutung des Berufsverkehrs sinkt und er verteilt sich zeitlich besser (flexiblere Arbeitszeiten auf Wochentage und Tageszeiten verteilt), während die Bedeutung des Freizeitverkehrs steigt (hat mittlerweile den Berufsverkehr deutlich übertroffen). Ersterer ist besser auf den ja linienhaft aufgebauten ÖV zu bündeln, letzterer nicht: er ist daher “näher am Auto”. Der demographische Wandel ändert aber auch die Anforderungen an den Verkehr: mehr Barrierefreiheit für den ÖV ist nötig, “altengerechte” Autos beim MIV. “Mobilität wird teurer” stellt er fest: Steigende Nachfrage nach Öl, Umstellung auf andere Energieträger, Umlegung “externer” Kosten des Verkehrs etc. Die Zukunft sieht er im Mobilitätstverbund: Fuß, Rad, ÖV, Taxis, Fahrgemeinschaften und Car-sharing, möglichst als “integrierte Mobilität aus einer Hand und ,nahtlos unterwegs'. Diese Vernetzung ist die Voraussetzung für multimodales Verkehrsverhalten: Zu jedem Ziel, zu jedem Zweck, zu jeder Zeit das richtige Verkehrsmittel oder die richtige Kombination mehrerer Verkehrsmittel.”

Gruppenarbeit

Gerade letzteres war für die Arbeit der drei Kleingruppen offenbar eine Quelle der Inspiration, wie sich am Schluss zeigte. Zunächst aber wurden Bewertungen gesammelt unter den Rubriken “Mich freut ...”, “Mich macht nachdenklich ...”, “Mich ärgert so richtig ...”, “Es verändert sich”. Obwohl OB Fenrich in seiner Einführungsrede betonte, dass “Projekte, die bereits vom Gemeinderat beschlossen wurden, für den Masterplan ,gesetzt' ” sind, sprich: nicht Diskussionsgegenstand sind, und dazu auch die Kombilösung gehörte, tauchte sie dabei trotzdem auf, auch quer durch andere Handlungsfelder und mit vielseitigen Pro- und Contra-Argumenten. Dieses Thema beschäftigt die Bürger auch weiterhin noch enorm. Von der City abgesehen bekam der ÖV aber durchgängig gute Bewertungen, der Radverkehr nicht so gute. Unterschiedlich wurden U-Strab und Nordtangente bzw. zweite Rheinbrücke bewertet.

Nach dem Impulsreferat wurden dann Leitsätze und Ziele definiert, dann Projektideen entwickelt und die Ergebnisse der drei Gruppen zusammengeführt. Das Referat hat offenbar inspirierend gewirkt, denn die Ideen in allen drei Gruppen gingen fast ausschließlich in Richtung eines Ausbaus des Umweltverbundes, eines besseren Miteinander der verschiedenen Verkehrsmittel und eines einfacheren Wechsels der Verkehrsmittel, also bessere Vernetzung.

Dass sich in der sachlichen Diskussion aller drei Gruppen trotz in den gesammelten Bewertungen erkennbarer abweichender Tendenzen bei einigen Teilnehmern sich letztendlich Positionen als mehrheitsfähig erwiesen, die doch als recht VCD-nah zu bezeichnen sind, fand ich hochinteressant. Auch wenn die Positionen des VCD, der sich von jeher für das Miteinander aller Verkehrsarten einsetzt, in der breiten Öffentlichkeit und bei den Mehrheitsparteien gelegentlich anecken: Sie scheinen doch die zukunftsfähigsten Positionen zu sein, die allen Bürgern dienen. Mit Spannung warten wir daher ab, was bis 2015 davon wirklich umgesetzt wurde.

Heiko Jacobs

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 2/06

Stand des Artikels: 2006! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

Diskussionen


hoch