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Der Einfluss der Hersteller von Ampeln hat lange verhindert, dass in Deutschland die Vorteile von Kreisverkehren ins allgemeine Bewusstsein drangen. Ettlingen hat, im Vergleich zu anderen Städten, früh die positiven Möglichkeiten erkannt, und inzwischen sind 13 unfallanfällige und ziemlich befahrene Kreuzungen durch Kreisverkehre ersetzt worden. Es funktioniert alles prima ohne Rechner, Sensoren und Ampeln.
Vor allem Geländewagen und renntaugliche Autos überholen mich als Radfahrer öfter und leider zu nah und ich staune, wie manierlich es stattdessen im Kreisverkehr zugeht. Da sind die Verhältnisse eindeutiger und andere Verkehrsteilnehmer sehen mich auf der Fahrbahn direkt vor sich und halten immer den nötigen Abstand. Der Straßenverkehr fließt ruhig, sicher, flüssig, mit weniger Abgasen, billiger als ampelgesteuert. Das investierte Geld macht sich bezahlt und die Stadt prüft weitere Möglichkeiten, Ettlinger Kreuzungen durch Kreisel zu ersetzen.
Sie können in Ettlingen die Verbesserungen selbst ausprobieren und sich dafür einsetzen, dass die guten Erfahrungen auch anderswo genutzt werden. Mit etwas Planung besuchen Sie die meisten in einer Runde. In der Karlsruher Straße werden Sie drei Kreisel kennenlernen, in der Durlacher Straße, bei der Spinnerei im Albtal, Rheinstraße/Dieselstraße, Bruchhausen je einen, in der Rudolf-Planck-Straße und der anschließenden Herzstraße gibt es zwei weitere.
In der Innenstadt können viele Ziele zu Fuß erreicht werden, für Transport und längere Wege bietet sich das Rad an und das wird vielfach genutzt. Die Planer bemühten sich lange, diese Bedürfnisse zu erfüllen, und Ettlingen genoss den Ruf einer fußgänger- und fahrradfreundlichen Stadt. Beim Projektieren sind den Planern leider Fehler unterlaufen; sie haben an den Kreiseln durch separate Umwege abseits der Fahrbahn die Radfahrer vom motorisierten Verkehr getrennt. Ettlingen argumentierte mit einem vermeintlichen Sicherheitsgewinn für Radfahrer. Jens Müller hat darauf beharrt, dass die Radfahrer mit anderen Verkehrsteilnehmern gleichberechtigt sind und so auch im Kreisel behandelt werden müssen (s. a. u&v 1/10). Die Stadt Ettlingen ist in der juristische Auseinandersetzung um den Kreisel Durlacher Straße unterlegen und Ettlingens Entscheidungsgremien haben sich besonnen und auf weitere juristischen Schritte verzichtet. Mit der einfachen Änderung der Beschilderung von „Radfahrer muss“ auf „Radfahrer kann“ ist es gelungen, alle Radfahrer zufrieden zu stellen. Die ängstlichen Radfahrer können weiterhin den, ihrer Meinung nach, sicheren Umweg benutzen. Beiden Parteien und insbesondere unserem Mitglied Jens gebührt unser Dank.
Damit der Kreisel in Zukunft noch flüssiger und sicherer wird, hoffe ich, dass möglichst viele Radfahrer die Angst überwinden und, anstatt Umwege zu fahren, zusammen mit den anderen Fahrzeugen den Kreisel durchfahren. Denn die aus dem Kreisel ausfahrenden Verkehrsteilnehmer müssen sonst wegen der nicht auf der Fahrbahn fahrenden Radler (und wegen der Fußgänger) abbremsen; damit wird der Vorteil des freien Verkehrsflusses im Kreisel zunichte gemacht. Außerdem ist die Unfallwahrscheinlichkeit vergrößert, weil die Abbieger die in diesem Falle räumlich nach rechts versetzten Radfahrer später erblicken. Der "sicherere Umweg" ist ein Trugschluss!
Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 2/10
Stand des Artikels: 2010! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.