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Solidarische Landwirtschaft in der Region

Der Hofladen ist out — es lebe die Solidarische Landwirtschaft! Nein — dies ist kein kommunistischer Aufruf und ist in dieser Form auch nicht allgemein gültig. Aber es gibt eine neue Entwicklung, bei der gemeinschaftliches Gärtnern, wie es z. B. in Karlsruhe die Fächergärtner ermöglichen, auf einer anderen Ebene läuft: Ziel ist nicht das freie und fast anarchistische Gärtnern im öffentlichen Raum, bei dem jeder sich bedienen darf, selbst wenn er nicht mitgegärtnert hat. Die solidarische Landwirtschaft soll den Mitgliedern eine Versorgung mit Gemüse und teilweise auch mit Milch(produkten) entweder durch Mitarbeit oder durch finanzielle Beteiligung an einem Bauernhof ermöglichen. Die Projekte sind recht vielfältig und spiegeln die Ideen und Vorstellungen der Mitmachenden wider. Allen gemeinsam ist der Wunsch nach ökologischer Landwirtschaft mit kurzen Wegen zwischen Erzeuger und Verbraucher. Solidarität ist prägendes Prinzip, sowohl zwischen den Mitgliedern, als auch meist mit einem landwirtschaftlichen Unternehmen. Dessen Existenz kann durch eine SoLaWi-Gruppe sichergestellt werden, da der Absatz gesichert ist und Kosten für Zwischen- und Einzelhandel entfallen. So kann auch ein kleiner Betrieb wirtschaftlich überleben und ist nicht ständig gezwungen zu expandieren. Die uns bekannten nächstgelegenen SoLaWi-Gruppen in der Region werden hier kurz vorgestellt. Die BUZO möchte gerne auch in Zukunft über neue Initiativen in der Region berichten und freut sich über eine Mitteilung ans Umweltzentrum.

Foto: SoLaWi Rhein-Neckar

SoLaWi Rhein-Neckar

Grundlage der SoLaWi-Initiative ist der Markushof in Maisbach, einem kleinen Ort im Kraichgau südlich von Heidelberg. Es ist ein Bio-Hof mit 50-60 Tieren (Kälber, Rinder, Milch-Kühe) und 50 ha landwirtschaftliche Fläche. Bauer Markus Schmutz ist Besitzer des Hofes und betreibt ihn mit zwei Mitarbeitern. Die SoLaWi-Initiative ist 2011 aus einer attac-Gruppe hervorgegangen. Sie besteht aus etwa 180 Mitgliedern, die mit ihrem Beitrag von derzeit etwa 110 € im Monat den Markushof finanzieren, und die sich die Ernte zur eigenen Verwendung teilen. Ohne die Mitwirkung der Mitglieder würde das Projekt nicht funktionieren, sie ist aber nicht zwingend. Jeder der es kann, bringt sich entsprechend seiner Möglichkeiten ein. Die Schwerpunkte lassen sich an den Arbeitsgruppen ablesen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: AG Finanzen, AG Recht, AG Kommunikation, AG Feiern, AG Gemüse, AG Milch, AG Packen, AG Packraum. Einmal wöchentlich werden die geernteten oder, außerhalb der Erntezeit, die eingelagerten oder verarbeiteten Produkte zu Depots gebracht, wo sie von den Mitgliedern abgeholt werden. Besondere Herausforderung des Projektes ist, die Ideen der Initiative mit dem Selbstverständnis des Bauern in Einklang zu bringen. Das ist nicht immer einfach, aber bisher erfolgreich. Derzeit wird ein zweiter Hof für das Projekt gesucht. Weitere Infos unter www.solawi-rhein-neckar.org

„Gutes Gemüse“ wächst in Weingarten; Foto: SoLaWi Gutes Gemüse

SoLaWi Gutes Gemüse in Weingarten

Die Weingartener Initiative Gutes Gemüse gibt es seit 2014. Der Hof von Bauer Mike Hill in Weingarten bildet den Mittelpunkt. Auch in Weingarten gibt es Arbeitsgruppen: AG Rechtsform, AG Bewässerung, AG Kommunikation, AG Gemüseausgabe und AG Anbauplanung. Ein Planungskreis ist für die Koordination und Außenwirkung zuständig. Das geerntete Gemüse können die Mitglieder in Weingarten auf dem Hof abholen, bei einzelnen Aktionen kann auch auf dem Feld selbst geerntet werden. Die Menge eines Ernteanteils orientiert sich am durchschnittlichen Verbrauch eines Erwachsenen. Der Preis wird in sogenannten Bieterrunden festgelegt. Dabei kann jeder anonym für Ernteanteile bieten. In bis zu drei Runden muss in der Summe das Geld zusammen kommen, das in der bevorstehenden Saison für den Betrieb des Hofs benötigt wird. Die Initiative ist für eine Größe von etwa 120 Mitglieder konzipiert. Weitere Infos stehen auf der Internetseite der Gruppe unter www.gutesgemuese.de

„KArotten“-Ernte; Foto: SoLaWi KArotte e.V.

SoLaWi KArotte in Karlsruhe

Diese SoLaWi-Initative aus Karlsruhe unterscheidet sich deutlich von den ersten beiden vorgestellten Projekten. KArotte basiert nicht auf einem bestehenden Bauernhof, sondern versteht sich als Gemeinschaftsgärtnerei. Etwa 70 Mitglieder teilen sich nicht nur die Ernte sondern auch die anfallenden Kosten und die Arbeit auf dem Acker bzw. in den Gewächshäusern in Durlach am Geigersberg. Neben der Eigenversorgung stehen auch die Weitergabe von Wissen zum Anbau und die Gemeinschaft im Vordergrund. Auch hier gibt es verschiedene Arbeitsgruppen und der Gemüseanbau wird primär von 2 Gärtnerinnen koordiniert. Die Kontaktadresse der Gruppe steht unter www.solawi-karotte.de

„LebensFELDER“ auf dem Karlsruher Wochenmarkt; Foto: SoLaWi LebensFELDER

LebensFELDER in Karlsruhe

Ganz neu ist die Initiative LebensFELDER in Karlsruhe, die mit der Gärtnerei Denzel in Dettenheim-Rußheim kooperiert. Ziel ist, den Betrieb zu einem vollständigen solidarischen Landwirtschaftsbetrieb auszubauen. Wer mag, kann auf dem Feld mitarbeiten, eine Verpflichtung besteht aber nicht. Jeder beteiligt sich mit einem monatlichen Pauschalbetrag, den er oder sie selbst für angemessen hält. Die Gärtnerei ist Dienstag, Donnerstag und Samstag vormittags auf dem Gutenbergplatz mit einem Stand vertreten, der auch als Anlauf- und Verteilstelle dient.

Die Solidarität bezieht sich im Karlsruher Projekt KArotte vorrangig auf das gemeinschaftliche Gärtnern, während in den anderen Projekten auch die Unterstützung kleiner landwirtschaftlicher Betriebe wichtiger Bestandteil des jeweiligen Projekts ist. Dies darf nicht als Wertung missverstanden werden. Es zeigt nur, wie unterschiedlich man an das Thema solidarische Landwirtschaft herangehen kann. Jedes Projekt für sich verdient, unterstützt zu werden. Die BUZO möchte gerne Exkursionen zu den genannten Projekten anbieten. Wer Interesse hat, meldet sich an per E-Mail Termine werden bei genügend Interesse vereinbart.

Logo des Netzwerks Solidarische Landwirtschaft

Eine ziemlich umfassende Übersicht aktueller Projekte in Deutschland zeigt die Internetseite des Vereins Solidarische Landwirtschaft e. V.: www.solidarische-landwirtschaft.org

Der Verein informiert über die Ziele solidarischer Landwirtschaft und stellt allen, die ein SoLaWi-Projekt aufbauen möchten, die wichtigsten Informationen bereit. Er pflegt ein Netzwerk für die Aktiven und bietet Seminare zur Fortbildung und zum Erfahrungsaustausch an. Für alle, die mehr erfahren oder eigene Projekte anstoßen möchten, ist dies der richtige Ausgangspunkt.

Johannes Meister

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 2/16

Stand des Artikels: 2016! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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