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2. Radschnellweg von Karlsruhe nach Ettlingen

Reiherbachweg: Idyllisch, heute zu eng, wäre in Zukunft deutlich breiter und Fuß- und Radverkehr getrennt; Fotos: Heiko Jacobs
Links der Alb: Behinderungen bei Gegenverkehr: Parker weg und/oder ins Grün verbreitern?
Unberührte Rüppurrer Wiesen entlang der Bahn
Titelbild: „Halbe Allee“ Hauschildpfad, heute Parkplatz und Radroute, kaum miteinander verträglich, auch nicht gut verträglich für die Bäume. Radfahrer müssen drei scharfe Kurven fahren. Alternativer Feldweg mit nur einer Kurve:
Müsste asphaltiert und verbreitert werden, wird kritisiert. Man könnte den Weg durch die Wiese zum Hauschildpfad renaturieren?
Der bahnnahen Trasse müssten Kleingärten und geschützte Wälder zum Opfer fallen.

Radfahrer bewältigen ihre Wege aus eigener Kraft, selbst mit Pedelec immerhin noch teilweise. Besonders lästig sind daher neben Steigungen alle Arten des Ausbremsens durch Ampeln, enge Kurven und Umwege etc. Die Attraktivität kann daher durch gerade, ebene und direkte schnelle Verbindungen gesteigert werden, seitdem Pedelecs ein Massenartikel wurden auch auf längeren Distanzen. Deswegen hat man „Radschnellwege“ erfunden als Baustein, Verkehr vom Auto auf das Rad zu verlagern. Was auf erstem Blick gut und naheliegend aussieht, kann sich im Detail als „Minenfeld“ erweisen. Eine Exkursion des VCD beschäftigte sich mit dem RSW nach Ettlingen und dessen Tücken, Einigkeit gab es dabei leider nicht. Warum?

Der Radschnellweg soll von der Weiherfeldbrücke zum Bahnhof Ettlingen-West führen. Wichtig wären m. E. auch gute Anschlüsse in die Karlsruher City, die Beiertheimer Allee drängt sich dafür auf, und weiter ins Albtal und Richtung Malsch, letzteres sollte sich im Rahmen der Aufwertung des Bf. West durch den neuen Betriebshof der AVG ergeben.

In einem Scoping-Verfahren werden gerade einige Routen für den RSW untersucht. Ca. ab A 5 bis Bf. E.-West haben alle denselben Verlauf, nördlich davon unterscheiden sie sich:

Nicht Teil der Untersuchung, aber diskutiert:

Einige (Unter-)Varianten wären kombinierbar.

Heute schon eifrig benutzt wird im Prinzip die Var. 2a. Und damit fangen die Probleme auch schon an: Der Weg ist relativ schmal, zu bestimmten Zeiten zu schmal für ein hohes Spaziergänger- und Radfahreraufkommen. Und jetzt auch noch ein Radschnellweg? Gäbe das nicht noch mehr Probleme? Diese Befürchtung ist naheliegend, aber m. E. unbegründet, da der Ausbaustandard für RSW einen 4 m breiten Radweg und einen 2,5 m breiten Gehweg davon abgetrennt vorsähe, sofern es eine relevante Menge an Fußverkehr gibt, was dort niemand in Zweifel ziehen würde. In der Praxis würde der Radweg wohl (sofern die Gewässerrichtlinie nichts anderes erfordert) daneben neu gebaut, der Bestandsweg wäre dann exklusiv für Fußgänger, m. E. Win-Win für beide. Die Kritik kann das aber nicht zum Verstummen bringen.

Würde eine andere Route das Problem lösen? Vermutlich nicht, wenn sie zu viele Nachteile hätte, denn der Reiherbach ist heute schon attraktiv und würde es womöglich trotz RSW weiterhin bleiben. Das könnte schon die nahe Untervariante Scheibenhardter Weg betreffen, kaum länger, aber heute mit Mischverkehr, nicht gerade erstrebenswert für viele Freizeitradler, s. a. Artikel Rheinstetten. Ob man die Autos dort loswerden würde ... Uns vom VCD wär’s recht, aber realistisch?

Die Ausbaustandards außerorts habe ich eben positiv dargestellt, aber auch diese sind Anlass für Kritik: So eine (straßen)breite Schneise „nur“ für die Radfahrer? Und das auch noch in mehr oder weniger unberührter Natur? Für Naturschützer ein Tabu. Jahrelang haben sie gegen Straßenaus- und -neubauten gekämpft, oft erfolglos, weil die Autointeressen noch mächtig sind. Noch werden die Radfahrerinteressen deutlich schwächer vertreten, womöglich könnten sie daher Erfolg haben, auch wenn es widersinnig wäre, ausgerechnet die Alternative zum Autoverkehr auszubremsen und damit die Verkehrswende. Natürlich wäre es „schöner“, würde man dem Autoverkehr die Trassen „wegnehmen“ können. Vielleicht wird es in einigen Jahrzehnten so sein, dass der Autoverkehr so stark zurückgeht, dass das möglich wird. Aber derzeit ist es noch wenig realistisch, im für schnellen Radverkehr nötigen Maße Platz nur so zu gewinnen.

Viele denken da an die nicht untersuchte Herrenalber Straße, ehedem durchgehend vierspurig, größtenteils schon auf drei Spuren zugunsten einer (bisher eher ungeliebten) Radspur reduziert, ein weiterer Rückbau steht an, aber da sollten und müssten andere Ziele vorrangig bedient werden: Platz für den barrierefreien Ausbau von Haltestellen, Platz für deutlich mehr Querungsstellen für Fußgänger und auch Platz für mehr Grün, damit die heutige graue Autoschneise eine menschengerechte überwindbare Stadtstraße wird. Für Radwege im RSW-Standard bleibt da zu wenig Platz, zumal weiterhin die vielen Ampeln den Radverkehr ausbremsen würden und auch mit dem weiter nicht geringen Restautoverkehr die Route für viele nicht attraktiv würde. Der Weg am Reiherbach wäre wohl weiterhin zeitweise überlastet.

Ähnlich könnte das Ergebnis bei der Variante Lange Straße ausfallen, denn auf dieser Route wären nur magere 600 m außerhalb der Bebauung, somit wäre der Ortsdurchfahrtenanteil maximiert und damit wohl auch die Behinderungen durch Mischverkehr, stellenweise geht es eng zu. Eine Verkehrsreduzierung dürfte auf Rüppurrs alter Hauptstraße allenfalls teilweise gelingen.

Letzteres gilt im Prinzip auch für die Neckarstraße, der zentralen Achse im Weiherfeld, wo es auch noch das Problem der für Radfahrer nicht ungefährlichen Querparker gibt. Aber selbst deren Umbau macht die Straße nicht zu einer, auf der Radverkehr dominieren würde. Für die „Ortsdurchfahrt“ Weiherfeld drängen sich daher eher Nebenstraßen wie Donaustraße und „Links der Alb“ auf, wo noch am ehesten der Restautoverkehr mit dem Radverkehr unter einen Hut gebracht werden könnte. Beide haben aber wegen der Parkierung ein Platzproblem bei Gegenverkehr. Beide Straßen nutzen im Einbahnverkehr? Oder eine der beiden „entparken“ oder ausbauen? Letzteres wäre Links der Alb möglich zu Lasten größtenteils von einfachem Rasen, teils Parkierung, zum kleineren Teil aber auch Bäume etc., also auch nicht ganz einfach.

Denkt man alternativ die Donaustraße weiter, bleibt man an der Bahn, an der ja eh das Ziel liegt, eine verlockend geradlinige Trasse. Südlich des Belchenplatzes ist zunächst Wald, ein Biotop (Altholzinsel), das auch Teil eines FFH-Gebietes ist! Es folgt ein schmaler Weg durch Kleingärten, die müssten teils weg, später dann die Rüppurrer Wiesen, durch die zwar die Bahn fährt, aber ansonsten keine Störung durch Menschen stattfindet. In Summe sollte diese Variante aus Naturschutzgründen durchfallen, vor allem wenn man gegen andere Trassen mit Landschaftsverbrauch argumentiert. Auch die Variante mit dem Gottlob-Schreber-Weg und Försterpfad (entlang der Bahntrasse von 1843) würde die unberührten Rüppurrer Wiesen nutzen müssen.

Im weiteren Verlauf gibt es einige scharfe Kurven, die entschärft werden müssen, auch hier gibt es Widerstände, weil zur Kurvenzahlreduzierung ein heute geschotterter Weg (Bild s. S. 2) ausgebaut werden soll. Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass es auch seitens der Landwirtschaft Widerstände gibt, denn zu deren Lasten geht hauptsächlich der Ausbau. Betroffen ist vor allem der Biohof, der schon im u&v 1/21 Thema war.

Zwischen den Zeilen war sicherlich erkennbar, dass ich eher für einen großzügigen Ausbau bin, gerne auf der direktesten Route, ggfs. am Reiherbach, denn nur so kann man den Radverkehr voran bringen, was für die Verkehrswende nötig ist. Wir werden das Thema weiter im Blick behalten, womöglich schon im nächsten u&v könnte es einen weiteren Artikel dazu geben aus einem anderen Blickwinkel und der neuesten Entwicklung zur laufenden Planung, sowohl beim Radschnellweg nach Ettlingen, als auch bei dem nach Rastatt, wo es ebenso offene Trassenfragen und Konflikte gibt. Zu beiden gibt es Projektbegleitkreise, bei denen der VCD beteiligt ist.

3. Bypad, ÖRMI und mehr

Mehr Infos wird es dann auch zu anderen Entwicklungen geben. Zu Redaktionsschluss ging gerade Bypad durch den Gemeinderat, die Fortschreibung des 20-Punkte-Programms für den Radverkehr und — neu — jetzt auch für den Fußverkehr, dieses wurde bei 3 Gegenstimmen der AfD und ohne Enthaltungen angenommen. Darauf aufbauend wird es wohl auch eine Initiative von Radaktivisten unterschiedlicher Couleur geben, u&v 1/22 wird vmtl. darüber berichten. ÖRMI (Öffentlicher Raum und Mobilität Innenstadt) ist ebenfalls ein hochinteressantes Thema für uns, will es doch mehr Platz für Fuß, Rad, Grün und Leben, also für genau unsere Themen, aber das wird 1/22 noch nicht spruchreif sein.

Heiko Jacobs

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 2/21

Stand des Artikels: 2021! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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