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Ausstellung bio und fair — Vom Samen zum T-Shirt

Blühende Baumwollpflanze; Fotos: Luise Meister
Entkernungsanlage zur Trennung von Samen u. Fasern
Ausgestellte Baumwollkapseln mit Fasern

Was haben T-Shirt bzw. Topflappen mit Umweltschutz zu tun? Auf den ersten Blick gar nichts, denkt man aber einmal genauer nach, kommt man schnell darauf, dass alle doch viel miteinander gemeinsam haben. Denn das beste Garn für Topflappen ist aus Baumwolle, aber weniger als 1 % der weltweiten Produktion von Roh-Baumwolle ist aus biologischem Anbau — ein Skandal! Und wie steht es um den Genpool des Saatguts? Er wird weltweit fleißig manipuliert — noch ein Skandal!

In einer Ausstellung zum Thema biologisch angebauter Baumwolle, die das Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) und der Botanische Garten der Universität Zürich im zurückliegenden Sommer organisiert haben, konnte man einiges sehr Wissenswertes über Baumwolle erfahren. Denn dort läuft ein Projekt, das insbesondere in Indien und gemeinsam mit der indischen Bevölkerung durchgeführt wird. Das Erbgut altbewährter Sorten soll erhalten werden! Die Universität Zürich hat in ihrem Botanischen Garten dazu ca. 50 verschiedene Baumwoll-Sorten aus Samen großgezogen. So wie es lauter verschiedene alte Apfelsorten gibt, gibt es auch verschiedene erhaltenswerte Baumwoll-Sorten: die einen kurzfädig, andere langfädig, eine für feuchte Standorte geeignet, andere ideal für trockene Standorte, eine liefert wollweiße Baumwolle, die man gut einfärben kann, eine andere Sorte liefert tiefbraune Rohbaumwolle. Es gibt vor allem auch robuste Sorten, die ohne Einsatz gefährlicher Pestizide gezogen werden können. So verschieden wie Äpfel sein können, so verschieden ist auch die Baumwolle. Sie hat übrigens sehr schöne zarte Blüten, die von gelb über ein zartes Rosa bis hin zum dunklen Weinrot reichen können. Das Fachwissen um den ökologischen Baumwollanbau gilt es zu erhalten und weiterzugeben. Dies geschieht in Zürich und in Indien: Die indische Bevölkerung wird durch das Projekt geschult, so dass die einheimischen Produzenten am gesamten Produktionsprozess teilhaben können, von der Produktion des Saatguts bis zum fertigen T-Shirt.

Ich sehe nun beim Häkeln meiner Topflappen das Baumwollgarn und alles, was damit verbunden ist, mit anderen Augen. Wichtig ist, dass dort, wo Bio-Baumwolle draufsteht, auch wirklich 100 % Bio-Baumwolle drin ist. Für Schein-Öko-Labels darf es keinen Platz geben. Und auch nach dem Kauf von Produkten aus Baumwolle zählt mein eigenes Verhalten: Weniger oft waschen mit den richtigen, nämlich ökologischen Waschmitteln und auf den Trockner verzichten spart Wasser und Strom und schont den Baumwollstoff und die Umwelt. Es bleiben viele Fragen, aber Zürich war mehr als eine Reise wert. Kompliment für eine gelungene Ausstellung!

Luise Meister

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 3/19

Stand des Artikels: 2019! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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