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Infostand der AG Wärmewende mit dem Klimabündnis bei Das Fest 2023; Foto: AG Wärmewende |
Das Gelingen der Energiewende spielt eine maßgebliche Rolle für erfolgreichen Klimaschutz. Doch in Deutschland sind wir lediglich im Stromsektor auf einem guten Weg. Die Energiewende muss jedoch mehr als eine Stromwende sein. Dazu gehört eben auch die Wärmewende. Der Anteil erneuerbarer Energien im Wärmesektor betrug bundesweit im Jahr 2022 ca. 16 % und steigt nur sehr langsam an.
Wir, die Gruppe Wärmewende Karlsruhe, möchten die lokale Wärmewende auf den Weg bringen. Wir haben uns über die Situation der Wärmeversorgung informiert und sind überzeugt, dass die Ausgangssituation in Karlsruhe eine Möglichkeit bietet, sich als Bürger:in aktiv für eine Umgestaltung der Wärmeversorgung einzusetzen.
Etwa ein Drittel der privaten Haushalte in Karlsruhe sowie einige Betriebe sind an das Fernwärmenetz der Stadtwerke Karlsruhe angeschlossen. Diese Haushalte haben damit keinen direkten Einfluss darauf, wie ihre Wärme erzeugt wird, sondern sind von der Wärmeerzeugung der Stadtwerke abhängig. Die Fernwärme stammt dabei zu einem großen Teil aus dem Kohlekraftwerk RDK 8 am Rheinhafen sowie der Mineralölraffinerie (MiRO). Der Beitrag des RDK 8 stammt aus der Kraft-Wärme-Kopplung, die MiRO liefert die industrielle Abwärme, die während ihrer Produktionsprozesse anfällt.
Die Versorgung durch das RDK ist ein Auslaufmodell. Die EnBW hat angekündigt, bis 2028 aus der Kohleverstromung auszusteigen, möglicherweise wird danach statt Kohle ebenfalls klimaschädliches Gas verbrannt. Bei der Erzeugung von Industrieabwärme entsteht kein zusätzliches CO2, da es sich um Wärme handelt, die durch den normalen Betriebsablauf der Industrieanlage entsteht. Allerdings besteht das Hauptgeschäft der MiRO in der Treibstoffherstellung. Diese ist in einer klimaneutralen Welt überflüssig. Zwar ist denkbar, dass eine Umstellung auf andere Prozesse in Zukunft ebenfalls nutzbare Abwärme liefert, jedoch besteht bis dahin durch die Nutzung der Abwärme der MiRO weiter eine Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen. Die Eigenerzeugung der Stadtwerke ist vorwiegend zum Ausgleich bei Spitzenlasten nötig. Diese erfolgt durch Gaskraftwerke, also noch vollständig fossil.
Somit wird schnell klar, dass die Wärmeversorgung durch die Stadtwerke im Kern eine der fossilen Natur ist. Um die Wärmewende in Karlsruhe ernsthaft anzugehen, muss in den nächsten Jahren ein erheblicher Anteil von erneuerbarer Wärme dazukommen. Fernwärme bietet ein großes Potential zur CO2-freien Wärmeerzeugung, da über Großwärmepumpen, die Nutzung von industrieller Abwärme oder Geothermie gekoppelt mit Speicheranlagen auf einen Schlag sehr viele Haushalte auf eine CO2-freie Wärmeerzeugung umgestellt werden könnten. Städte wie München, Wien und Flensburg machen vor, dass dies möglich ist. In Karlsruhe basiert aktuell jedoch noch der größte Teil der Fernwärmeproduktion auf CO2-intensiven Prozessen.
Fernwärme erneuerbar machen
Die Fernwärme wird durch die Stadtwerke bereitgestellt. 80 % der Stadtwerke gehören der Stadt. Somit hat der Gemeinderat einen entscheidenden Einfluss auf die Geschäftsführung der Stadtwerke und deren Zielsetzung. Durch einen Bürgerentscheid haben wir Bürger:innen die Möglichkeit, uns direkt für eine CO2-freie Fernwärme auszusprechen. Diese Möglichkeit wollen wir nutzen und mit einem Bürgerentscheid dafür sorgen, dass das Karlsruher Fernwärmenetz CO2-frei wird.
Im Rahmen unserer Arbeit haben wir uns zunächst ausführlich über die Fernwärme in Karlsruhe, sowie mögliche Alternativen zu der bestehenden Wärmeerzeugung informiert. Dabei konnten wir auch schon Gespräche mit den Stadtwerken führen.
Aktuell haben wir auf Grundlage vieler Gespräche mit Expert:innen sowie interner Abstimmungen Forderungen entwickelt, die wichtige Maßnahmen für eine erfolgreiche Wärmewende auf lokaler Ebene sein können. Dazu gehört:
kein Weiterbetrieb des RDK mit Gas sowie keine Verlängerung der Fernwärme-Abnahmeverträge mit der MiRO unter den jetzigen Bedingungen über 2030 hinaus
eine regelmäßige Information der Öffentlichkeit über Pläne und Fortschritte bei der Umstellung auf CO2-freie Fernwärme
die Diversifizierung der Wärmequellen sowie einen Einspeisevorrang für Wärme aus CO2-freien Quellen
aktives Vorantreiben des Themas Geothermie durch Bürgerinformation und -beteiligung
Mit unserer Initiative wollen wir die Wärmewende in Karlsruhe anstoßen, beschleunigen und begleiten — wir werden genau hinschauen, was umgesetzt wird, und wollen zusammen diskutieren, was noch getan werden muss, damit uns allen eine nachhaltige Wärmeversorgung zur Verfügung steht.
Weitere Informationen zur Wärmewende in Karlsruhe gibt es über unseren Newsletter, Anmelden über waermewende-karlsruhe.de
Lucas von der AG Wärmewende