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Die Initiative Botanischer Garten kämpft weiter

Nachdem der Erste Preis des Architektenwettbewerbs um den Erweiterungsbau des BVerfG auf Verlangen der Architektenkammer Baden-Württemberg Ende Oktober des vergangenen Jahres aberkannt werden mußte (wir hatten im "Umweltschutz" Ausgabe Juli 2002 ausführlich darüber berichtet), rückten, der Logik der Wettbewerbsregeln folgend, die beiden mit einem Dritten Preis bedachten Entwürfe in den Vordergrund. Gericht und Bund favorisieren den Entwurf Schrölkamp. Schrölkamp ist jedoch kein Kompromiss, und schon gar nicht ein erträglicher, sondern die nach dem "Riegel" zweitschlechteste Lösung.

Die Mängel des Schrölkamp-Entwurfes, der weit in den Garten hineinragt, sind gravierend. Der Bau hätte eine verheerende Wirkung auf den Botanischen Garten und auf das Ensemble des Bundesverfassungsgerichts. Er zerstört die Harmonie des Botanischen Gartens und die von Heinrich Hübsch durch optische Tricks und raffinierte Perspektiven meisterhaft inszenierte Illusion eines zur Stadt hin sehr breiten und zum Schloß hin sehr tiefen Parkes. Schrölkamp mißachtet auch die Gestaltungsprinzipien Prof. Baumgartens:

Die Initiative Botanischer Garten unterstützt hingegen eine von der Stadt selbst vorgeschlagene Variante, die eine Aufstockung des Casino-Pavillons vorsieht und den Garten schont.

Zwar hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am 22. 7. 2003 dem Drängen des Gerichts und des Ministeriums nachgegeben und Schrölkamp mit knapper Mehrheit kommunalpolitische Rückendeckung gewährt. Ziffer 2 des Gemeinderatsbeschlusses sieht jedoch ausdrücklich weitere Verhandlungen zur Realisierung einer Casino-Umbau-Variante vor. Die Initiative hatte auch in dieser Richtung schon vorgearbeitet. Es war ihr gelungen, einen ehemaligen Baumgarten-Mitarbeiter, heute Professor emeritus für Architektur, ausfindig zumachen. Seine Reaktion und die der Urheberrechtserben Prof. Baumgartens gaben zu der Hoffnung Anlass, dass doch noch eine von den Urheberrechtserben geforderte "qualitätsvollere" Lösung als die Variante 1b der Stadt gefunden werden kann, die den Botanischen Garten nicht in der Weise beschädigt, wie dies bei Auerbacher und Schrölkamp der Fall ist.

Es ist jedoch nicht erkennbar, ob dieser vielversprechende Ansatz von der Stadt weiterverfolgt und welche Maßnahmen seitens der Stadt Karlsruhe selbst ergriffen worden sind, um dem ihr vom Gemeinderat am 22.7. erteilten Auftrag gerecht zu werden. Die Anfrage der Initiative Botanischer Garten vom 3. 10. 2003 ist von der Stadt Karlsruhe bisher nicht beantwortet worden.

Hingegen war der Presse (BNN vom 21.10.2003) zu entnehmen, dass der Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe den Bauvorbescheid zugunsten des den Botanischen Garten schädigenden Schrölkamp-Baues erteilt hat. Aus dem Gericht verlautete im Zusammenhang mit dem Neubau des BVerfG auf dem Gelände des Botanischen Gartens, "die Bewältigung schlichter Baurechtsfragen" stimme dessen Präsidenten "geradezu wohlgemut" (BNN vom 11./12.10.2003).

Die Initiative Botanischer Garten hatte mittlerweile per Anzeige in den BNN vom 17.7.2003 ein allgemeines Bürgerbegehren eingeleitet, um eine Beeinträchtigung oder gar Zerstörung des denkmalgeschützten Botanischen Gartens durch den von Bund und BVerfG favorisierten Entwurf zu verhindern. Neben den ca. 50.000 Unterschriften unter ihren "Karlsruher Appell" gegen Eingriffe in den Botanischen Garten hat sie - begleitet von der Häme des Repräsentanten des Gerichts, für den das Thema Erweiterungsbau im Botanischen Garten einen gewissen Unterhaltungswert besitzt - in kürzester Zeit nochmals die für ein Bürgerbegehren/Bürgerentscheid erforderlichen 20.000 Unterschriften Karlsruher Bürgerinnen und Bürger gesammelt. Sie wird bei der Stadt Karlsruhe die Durchführung des Bürgerentscheids beantragen und appelliert nochmals an denGemeinderat, die Durchführung des Bürgerentscheides zu unterstützen.

Die Initiative - die übrigens unter erschwerten Bedingungen kämpft, seitdem die Badischen Neuesten Nachrichten, die einzige Tageszeitung am Platze, offenbar auf einen Wink von höherer Stelle nicht mehr über den tapferen Kampf Davids gegen Goliath berichten - hat darüber hinaus den Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg eingeschaltet und Wirtschaftsminister Döring als Vertreter der obersten Baurechtsbehörde aufgefordert, eine Rücknahme des von der Stadt Karlsruhe erteilten Bauvorbescheides zu veranlassen, notfalls anzuweisen. Beide Politiker wurden um ein Gespräch gebeten.

Da aus juristischen Gründen eine Klage der Initiative gegen den Bauvorbescheid nicht möglich ist, werden Mitglieder der Initiative Petitionen an den Landtag (Bauvorbescheid/Baugenehmigung und Grundstück) und an den Bundestag (Bauherrenstellung des Bundes) richten.

Für zig-tausende Bürger ist es unverständlich, weshalb der Botanische Garten als ein im Denkmalbuch eingetragenes Kulturdenkmal ohne zwingenden Grund in starkem Masse beschädigt werden soll. Es geht nicht nur um die in Anspruch genommene Fläche des Botanischen Gartens, sondern um die verheerende Wirkung des Schrölkamp-Baues auf den Botanischen Garten und das Ensemble des Bundesverfassungsgerichts. Bereits jetzt ist abzusehen, dass bei dem geringsten Vorkommnis die bereits zum Schloßplatz hin bestehende, der Öffentlichkeit unzugängliche Sicherheitszone des Gerichts in den Botanischen Garten ausgedehnt wird.

Die Initiative appelliert deshalb an alle Verantwortlichen, den erklärten Bürgerwillen zu respektieren und nicht den Schrölkamp-Entwurf mit aller Macht durchsetzen zu wollen, nur um die bei Start und Durchführung des Architektenwettbewerbs begangenen Fehler nicht zugeben zu müssen. Die Diskussion der vergangenen Monate hat bewiesen,dass es andere und bessere Lösungen gibt, die weder den Botanischen Garten noch das Baumgarten-Ensemble beschädigen. Wenn zu deren Realisierung ein ohnehin unter falschen Voraussetzungen begonnener und nicht korrekt durchgeführter Wettbewerb ausgesetzt werden muß, ist dies -- und nicht ein ruiniertes Kulturdenkmal -- der Preis für die begangenen Fehler.

Der Wunsch, begangene Fehler nicht eingestehen zu müssen, darf der besseren Lösung nicht im Wege stehen.

 

Initiative Botanischer Garten
Uta von Diemer

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 3/03

Stand des Artikels: 2003! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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