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Stadtbahn Karlsruhe — Wörth — Germersheim

Ein Sorgenkind? S51 in Rheinzabern; Foto: Herbert Jäger

Seit fast 28 Jahren erwartet, war es am 11. Dezember 2010 endlich soweit: die Stadtbahnlinien S 51 und S 52 von Karlsruhe über Wörth nach Gerrmersheim konnten von der Bevölkerung und deren Repräsentanten euphorisch mit Volksfesten begrüßt werden.

Offensichtlich wollten AVG und KVV mit der chaotischsten Eröffnung einer Bahnlinie aller Zeiten ins Guinessbuch der Rekorde eingetragen werden. Kursbuch und Taschenfahrplan des KVV machen keine Angaben zur Bedienung der Karlsruher Innenstadt und über Anschlüsse. Aber die baden-württembergische Nahverkehrsgesellschaft veröffentlichte in ihrem 3-Löwen-Kursbuch einen brauchbaren Fahrplan der S 51 und S 52. So können die Pfälzer doch noch erfahren, welche Haltestellen in Karlsruhe bedient werden und welche Anschlüsse in Germersheim an die S-Bahn RheinNeckar nach Mannheim bestehen. In den ersten 4 Wochen nach dem Start war für den Fahrgast nicht erkennbar, ob eine Stadtbahn kommt und wenn ja, wann. Man musste einfach am Bahnsteig bei Kälte und Schneetreiben warten und warten. Kam dann doch einmal eine Bahn, so wusste man nicht, welche Haltestellen bedient werden. Lautsprecheransagen im Zug? So etwas gab es auch, z.B. ... „Endstation, alles aussteigen!“ Was soll man tun? Aussteigen oder im Zug bleiben. Es gibt aber noch freundliche Fahrgäste, die im Wagen darüber informieren, wohin der Zug tatsächlich fährt und welche Haltestellen er bedient.

Seit Montag, den 10. Januar 2011 fahren die Züge einigermaßen pünktlich. Hoffen wir, dass es noch besser wird. Aber Fahrzeug- und Geldmangel verhindern leider eine bedarfsgerechte Bedienung der Linien nach Germersheim. Wir bräuchten einen durchgängigen Halbstundentakt an 7 Tagen der Woche mit umsteigefreier Bedienung sowohl der Karlsruher Innenstadt als auch des Hauptbahnhofes.

Welche Bedeutung hat die 27 km lange Stadtbahn für die Menschen zwischen den Bahnhöfen Wörth und Germersheim? In der dicht besiedelten Industrieregion wohnen rund 70.000 Menschen, gibt es rund 50.000 Arbeitsplätze, 9 weiterführende Schulen und eine Außenstelle der Universität Mainz. Dank der neuen Infrastruktur können 22.000 Personen den nächsten Stadtbahnhalt in maximal 10 min zu Fuß erreichen (bisher waren es nur 12.000). Gleiches gilt für 6 Schulen. Das Mittelzentrum Germersheim mit Universität und 3 weiterführenden Schulen erhält erstmals „Bahnanschluss“: Aus historischen Gründen (Festungsanlagen aus dem 19. Jahrhundert) liegt der Bahnhof Germersheim weit nördlich der Stadt und ist daher für den Quell-Ziel-Verkehr nicht brauchbar. Die weiter von der Bahn entfernten Orte werden mit Bussen bzw. der Stadtbahn Wörth an die neuen Linien angebunden.

Mit dem Rheinland-Pfalz-Takt konnte die Fahrgastzahl auf dem Streckenabschnitt Wörth-Germersheim bereits vervierfacht werden. Dank der neuen Haltepunkte und des neuen Fahrplankonzeptes (stündlich einmal ohne Umsteigen in die Karlsruher Innenstadt, Mo. bis Fr. umsteigfrei zum Karlsruher Hbf und wochentags vom Mittag bis zum frühen Abend 2 Züge pro Stunde und Richtung) erwarten wir die 3-fache Anzahl an Fahrgästen mit 5000 Fahrten täglich. Aus unserer Sicht kann das erst der Anfang sein. Nach den positiven Erfahrungen auf der Strecke Karlsruhe-Heidelberg brauchen wir einen Halbstundentakt mit der Stadtbahn und eine stündliche Verlängerung der S-Bahn RheinNeckar von Germersheim über Wörth nach Karlsruhe, zumal ab Wörth das RheinNeckar-Ticket gilt. Für uns unverständlich ist, dass die Bahn Germersheim-Landau stillgelegt bleibt. Hier bietet sich die Verlängerung der Stadtbahn an als Verbindung zwischen den Universitätsstädten Landau und Germersheim und für die Berufspendler aus der strukturschwachen Südwestpfalz zu den Arbeitsplätzen im Raum Germersheim.

Die neue Stadtbahn wird in Zukunft viel Freude bereiten, ein Dank darf nicht fehlen. Stellvertretend für alle Politiker der Region über die Parteigrenzen hinweg danken wir Herrn Landrat Dr. Brechtel, der die Stadtbahn von seinem Amtsantritt im Jahre 2001 an zur Chefsache gemacht hat. Zu danken haben wir auch dem Bund, dem Land Rheinland-Pfalz, dem Landkreis Germersheim und den Gemeinden an der Strecke für ihr finanzielles Engagement. Stellvertretend für die vielen fleißigen Hände bei der AVG danken wir Herrn Heiko Ziegler für seine unermüdliche Organisation des Baus der Stadtbahn, die pünktlich fertig wurde und weniger kostete als veranschlagt.

Wir wünschen der Stadtbahn „Gute Fahrt“!

Herbert Jäger

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 1/11

Stand des Artikels: 2011! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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