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Fotos: Johannes Hertel |
Das Unimog-Museum in Gaggenau zeigt zur Zeit eine Ausstellung mit dem Titel „Zu Fuß, zu Pferd — mit Floß und Bahn“, die sich mit der verkehrlichen Erschließung des Murgtals beschäftigt. In diesem Zusammenhang wurden auch Führungen in der BWR Waggonreparatur in Rastatt angeboten, schließlich wurden in der früheren Waggonfabrik ein Großteil des rollenden Materials der Großherzoglich-Badischen Eisenbahn gebaut.
Die Waggonfabrik Rastatt wurde 1897 gegründet. Sie baute hauptsächlich Eisenbahn- und Straßenbahnwagen auf einem großen Areal im Rastatter Industriegebiet mit großen Werkstattgebäuden, die für die damalige Zeit sehr modern und hell waren. Einige dieser Produktionshallen stehen heute unter Denkmalschutz. Es waren mehrere tausend Leute beschäftigt.
Der Schienenfahrzeugbau ging bis in die siebziger Jahre. Dann folgte eine Zeit, in der die Besitzer mehrfach wechselten. Auf einem Teil des Geländes richteten sich andere Firmen ein.Teile des Geländes wurden verkauft.
Heute sind auf dem immer noch großen Areal mit seinen vielen Gebäuden ganze 62 Mitarbeiter beschäftigt, meistens Schweißer und Schlosser. Investitionen werden nur gemacht, wo es unbedingt nötig ist. Man hat den Eindruck, als wäre man 1930 unterwegs. Manche Hallen sind einsturzgefährdet!
Und heute hat sich die BWR hauptsächlich auf die Revision von Kesselwagen spezialisiert: Die Untergestelle und Bremsen werden zerlegt, gereinigt und — wo nötig — mit neuen Ersatzteilen wieder zusammen gebaut und es werden neue Radsätze eingebaut. Die Kessel werden auf Dichtheit geprüft und die darin vorhandene Heizung auf Funktionsfähigkeit. Eine solche Inspektion dauert fünf Tage. Die BWR hat mit diesem Angebot ein Alleinstellungsmerkmal im süddeutschen Raum, und das macht sich positiv bemerkbar.
Eine weitere Spezialität ist das Wechseln der Radsätze — an allen Wagen. Das erklärt auch die Menge an verschiedenen Radsätzen, die auf dem Gelände weit verteilt lagern.
Selbstverständlich werden auch andere Wagen aufgearbeitet und restauriert, Güterwagen und auch Personenwagen. Es stehen einige historische Fahrzeuge auf dem Gelände. Das Dilemma ist, dass den Besitzern der Museumsbahnen leider das nötige Geld für die teure Aufarbeitung fehlt, und dann steht der Wagen da und rostet vor sich hin. Schade! Dass diese Art von Renovierungsarbeiten immer weniger werden, zeigt sich auch daran, dass früher in der Schreinerei zehn Handwerker beschäftigt waren, heute nur noch zwei!
Es war schon ein besonderes Erlebnis, in dieser Umgebung aus der Blütezeit des Waggonbaus herum zulaufen. Und es ist schade, dass allmählich, dank geringer Investitionen, immer mehr verfällt und die Tätigkeiten, die da ausgeführt werden können, immer weniger werden.
Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 1/16
Stand des Artikels: 2016! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.