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Umweltschutz und Klimaschutz

Statt Steinkohlekraftwerk die neue Lösung gleich auf der anderen Seite des Rheinhafens: Windräder, Photovoltaik, hier auch noch Deponiegas — und mehr Radverkehr statt Autos. Foto: Heiko Jacobs
Blick auf das Gelände der in Bau befindlichen Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg: Sehr viel Flächenverbrauch für immer noch viel zu viel MIV;   Foto: Michael Wolf, Penig, Bildlizenz: CC by-sa 3.0, Details dazu siehe Wikimedia
Ach, was wäre der Stau sicherlich viel schöner, wären es doch nur alles E-Autos! Wäre es wirklich so? Foto: Ikar.us, Bildlizenz: CC by 3.0, Details dazu siehe Wikimedia
Natur und leise Mobilität harmonieren; F: Heiko Jacobs

Schaffen wir es die Ziele des Umweltschutzes mit den Zielen des Klimaschutzes zu verbinden?

Umweltschutz war innerhalb der Umweltbewegung zentrales Thema der vergangenen Jahrzehnte, und er bekam auch innerhalb der Zivilgesellschaft und der Politik allmählich einen gebührenden Platz, wenigstens verbal. Jetzt kommt das Thema Klimaschutz dazu, eigentlich ein Unterthema zum Umweltschutz und auch schon seit 50 Jahren durch den Club of Rome bekannt. Nicht dass das Thema Klimaschutz weniger wichtig wäre als das Generalthema Umweltschutz, aber es besteht die Gefahr, dass mit Blick auf den Klimaschutz der restliche Umweltschutz eben in der genannten Zivilgesellschaft und bei der Politik unter die Räder kommt. Dann wären unsere gesamten Bemühungen der vergangenen Jahre umsonst gewesen. Dieses Szenario möchte ich nicht herbeireden und auch nicht so stehen lassen, denn es würde viele Aktivisten aus der Klimabewegung vor den Kopf stoßen. Viele Klimaaktivisten kommen ja aus der Umweltbewegung, und denen ist der Umweltschutz genauso eine Herzensangelegenheit! Aber es heißt aufpassen, aufpassen und nochmals aufpassen. Besonders deshalb, weil es viele Mitbürger und Mitbürgerinnen gibt, die meinen, dass wir so weiterleben können wie bisher, wenn nur für die Klimakiller Ersatz gefunden wird. Vereinfacht gesagt, wenn alles so weitergeht wie bisher und einfach alles eins zu eins auf Klimaneutralität umgestellt wird. Die Folgen wären genauso fatal wie der Verzicht auf den Kampf gegen die Klimaerwärmung! Die Themen Flächenversiegelung, Artensterben und nicht zu vergessen das Problem Müll bedeuten weiterhin riesige Umweltprobleme, werden aber leider viel zu wenig angegangen. Und diese Thematik kann vielen nur durch dauerndes darauf Hinweisen bewusst gemacht werden. Jedem, der meint, dass er allein mit alternativem Heizen oder Elektroantrieben auf dem richtigen Weg sei, muss dies klargemacht werden.

Bevor hier jedoch die Kritiker auf den Plan gerufen werden: Klimaschutz, bzw. das Abbremsen der Erderwärmung hat absolut den obersten Stellenwert, denn davon hängt das Weiterleben der Menschheit ab! Also darf es da keine Kompromisse geben. Aber beim restlichen Umweltschutz eben auch nicht.

Um das Problem Klimawandel zu reduzieren oder gar zu lösen, steht das Thema klimaneutrale Energieerzeugung im Mittelpunkt aller Forderungen. Deshalb Ausbau der regenerativen Energie ohne Wenn und Aber! Aber warum gibt es dann immer noch Widerstand gegen diesen Ausbau? Meistens beruht der Widerstand auf persönlicher Betroffenheit, NIMBY (nicht vor meiner Haustür) heißt dazu das neue Modewort, frei übersetzt: St. Florian lässt grüßen.

Ohne Windkraft wird allerdings die Energiewende nicht zu schaffen sein. Und selbst wenn wir wollten, derzeit basiert unsere Energieversorgung zu 75 Prozent auf fossilen Brennstoffen. Wenn wir davon einen Großteil auf elektrische Energie umstellen wollen, übersteigt dies mit großer Wahrscheinlichkeit unsere Möglichkeiten. Trotz zusätzlichen Ausbaus der Fotovoltaik und zusätzlicher Energieerzeugung aus Biomasse, Wasserkraft und Geothermie. Über Kernenergie will ich gar nicht reden.

Deshalb bleibt die Frage offen, welche Alternativen gibt es?

Wenn der übrige Umweltschutz wieder einen höheren Stellenwert erlangt, dann könnte unsere Zukunft gerettet werden. Dafür muss aber einiges in unseren Köpfen geschehen. Was das alles sein könnte, will ich hier einmal grob auflisten:

Reduzierung des Energieverbrauchs, nicht nur durch technischen Fortschritt (z. B. Energiesparlampen, Elektrofahrzeugen, Wärmedämmung, grünem Wasserstoff oder eigenen Fotovoltaikanlagen usw.), sondern auch durch Verhaltensänderungen! Und zwar durch Reduzierung des immer mehr zunehmenden Konsums. Dies ist die zielführende Maßnahme. Wir müssen uns deshalb die Frage stellen und uns einig werden, auf was verzichtet werden soll oder welche Alternativen in Betracht kommen.

1. Flächenverbrauch stoppen oder zumindest begrenzen

Auf jeden Fall müssen wir auf die Flächenzersiedelung durch freistehende Einfamilienhäuser verzichten. Es dürfen keine neuen Wohngebiete erschlossen werden, wenn nicht gleichzeitig fußläufige Infrastrukturen, d. h. dichtgetakteter ÖV, Warenangebote des täglichen Bedarfs, Kitas, Schulen, also die gesamte notwendige Infrastruktur, zur Verfügung stehen! Einkaufszentren auf der grünen Wiese, Gewerbegebiete mit riesigem Platzverbrauch, besonders für Parkplätze gehören der Vergangenheit an, und deren platzsparender Umbau z. B. durch Aufstockung der oftmals flachen Gebäude, muss in Angriff genommen werden.

2. Kurzstreckenflugverkehr abschaffen und den übrigen Flugverkehr begrenzen

Wenn der Kurzstreckenflugverkehr abgeschafft und der übermäßige sonstige Flugverkehr begrenzt würde, könnte viel Energie gespart werden. Außerdem wäre es möglich, den riesigen Flächenverbrauch von Flughäfen wenigstens zu stoppen. Vielleicht könnte auch an einen Rückbau gedacht und damit wieder Fläche renaturiert werden. Innerhalb Europas sollte endlich die Alternative zum Flugverkehr, der Bahnverkehr komfortabler und durch Ausbau schneller und attraktiver werden. Leider gibt es immer noch zu viele Zugangshemmnisse zum internationalen Bahnverkehr, diese müssen so schnell wie möglich beseitigt werden.

Zur Frage, warum bei Urlaubsreisen in der Regel auf das Flugzeug zurückgegriffen wird, auch wenn sich die Bahn als Alternative anbietet, empfehle ich einmal den Blick in die Reisekataloge oder einen Besuch im Reisebüro, dort werden die Pauschalreisen fast immer nur mit dem Flugzeug angeboten, selbst für die Ziele, die gut per Bahn erreicht werden können. Oft wird man im Reisebüro als ein Exot angesehen, wenn man sich nach einer Anreise per Bahn erkundigt.

3. Weniger Motorisierte Individuelle Mobilität (MIV)

Eine alte Forderung der Umweltbewegung ist es, den Auto- und Motorradverkehr zu reduzieren, trotzdem hat sich diese Forderung nicht wie gewünscht durchgesetzt. Von der Autolobby werden Probleme des Autoverkehrs elegant fragmentiert, das heißt, das Gesamtproblem des massenhaften Autoverkehrs wird ausgeblendet und nur das Emissionsproblem und das Energieproblem angegangen, um diese dann vermeintlich zu lösen und damit das Gesamtsystem MIV nicht angreifbar zu machen. So wird das Thema Emissionen überhaupt nicht kleingeredet, aber man hat natürlich die Lösung in der Hinterhand. Diese heißt Antriebswende. Es kann niemanden wundern, dass dieses Thema verfängt und bei vielen Diskussionen steht es im Zusammenhang mit der Klimawende im Vordergrund. Alle anderen Probleme bleiben damit verborgen. Selbst wenn man den emissionsfreien Antrieb als wichtigstes Problem benennt, gibt es auch in diesem Fall keine Lösung, weder für die Umwelt noch für das Klima. Aber die Gewöhnung an ein eigenes Auto, und an das Privileg, besser als die Nichtmotorisierten voranzukommen, ist viel zu groß, als dass man über den Tellerrand blickt und feststellt, dass Elektroautos nicht die Lösung der Verkehrsproblematik sind, auch zur Klimawende tragen sie nicht bei. Nun bekommt man ja zu hören, wer eine eigene Fotovoltaikanlage auf dem Dach besitzt, der kann ja klimaneutral sein Auto aufladen. Aber das wäre fatal! Wir brauchen zukünftig jede Stromquelle und müssen unbedingt den erzeugten Strom, egal wie erzeugt, ins Netz einspeisen, um den dringend benötigten Strom der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen.

Trotzdem muss immer wieder betont werden, dass weniger Autoverkehr viele Vorteile für alle bietet. Dazu gehört eine Verbesserung des Angebotes beim öffentlichen Verkehr, also für alle, denn in der Regel ist niemand vom öffentlichen Verkehr ausgeschlossen. Auch die Zersiedelung und Betonierung der Landschaft kann begrenzt oder gar beendet werden. Vorteile für alle, denen eine intakte Umwelt, also eine Umwelt mit weniger Lärm usw. etwas bedeutet.

Nun habe ich nur die dringendsten Themen, die die Klimaveränderung und den Umweltschutz betreffen, angesprochen. Kritiker können natürlich darauf hinweisen, dass das zu bearbeitende Feld noch viel weitläufiger ist und viel intensiver bearbeitet werden muss. Aber aus Gründen der Übersichtlichkeit bleibt dieser Artikel in dieser Minimalversion.

Die Frage bleibt offen, ob unsere Gesellschaft überhaupt dazu bereit ist, auf diese Maßnahmen einzugehen und das Verhalten zu ändern und vor allen Dingen Wünsche zurückzustellen? Im Augenblick sieht es nicht danach aus, aber wenn eine entsprechende Kampagne gestartet wird, d. h. unseren Mitbürgern deutlich gemacht wird, dass wir unser Verhalten ändern müssen, dann könnte es klappen.

Gerhard Stolz

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 1/22

Stand des Artikels: 2022! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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