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Eigentlich ist es schon lange ein Geheimtipp: Ohne den Bus zu wechseln kann man eine Stunde lang die Sehenswürdigkeiten Baden-Badens betrachten und sich eine Überblick über die Stadt verschaffen -- und das sehr preiswert zum KVV-Tarif!
Wir vom Fahrgastverband PRO BAHN möchten Ihnen gerne einige Hinweise mit auf den Weg geben.
Die Linie 208 ist eine Ringlinie, die in drei Schleifen immer wieder an der zentralen Haltestelle Leopoldsplatz vorbei kommt. Insbesondere, wenn Sie aus Karlsruhe kommen, bietet es sich an, hier einzusteigen. Die Haltestelle befindet sich am östlichen Ausgang des Platzes nahe einem Zeitungskiosk. Die Abfahrtzeiten dort: alle Stunde von 9.07 bis 18.07 Uhr, samstags nur bis 13.07 Uhr. Sonntags verkehrt diese Linie nicht.
Was gibt es zu sehen? Steigen Sie ein in den kleinen Rundfahrbus! Die Fahrt geht erst ein Stück die Sophienstraße entlang. Viele Häuser, die Sie dort sehen, waren früher Hotels. Inzwischen sind sie aber umgebaut zu Geschäfts- und Wohnhäusern. Der Bus biegt dann am Sonnenplatz ins Bäderviertel ein, die Altstadt, mit vielen schmalen Gassen, in denen Sie zahlreiche Restaurants finden. Bevor der kleine Bus die steile Steinstraße zum Marktplatz hochfährt, können Sie auf der rechten Seite einen Blick auf das imposante Gebäude des "Friedrichsbads" werfen. Es wurde 1869 bis 1877 als seinerzeit schönstes Badehaus Europas erbaut. Oben auf dem Marktplatz angekommen, der heute nicht mehr als solcher benutzt wird, sehen Sie rechts die spätgotische Stiftskirche, das älteste Bauwerk der Altstadt. Sie diente ab 1391 als Grablege der badischen Markgrafen.
Weiter arbeitet sich der Bus durch enge, steile Gassen hoch zur Haltestelle "Neues Schloß". Wir befinden uns hier auf der Rückseite des Neuen Schlosses, ein sehr schöner Renaissance-Bau aus dem Jahre 1453. Seit 1923, dem Tod der badischen Großherzogin Luise, ist es leider unbewohnt und verfällt so allmählich. Wenn Sie links aus dem Busfenster sehen haben Sie erstens einen schönen Blick auf die Weststadt Baden-Badens und in die Rheinebene und zweitens, halbrechts geguckt, sehen Sie das "alte Schloß" hoch oben auf den Battertfelsen. Es war seit dem 12. Jahrundert der Sitz der Markgrafen von Baden, bis sie dann 1479 das eben erwähnte Neue Schloß zu ihrer Residenz machten. Weiter geht die Fahrt am Schloßgarten (rechts) vorbei durch einen kurzen Tunnel in die kleine Siedlung "Herrengut", die einstmals zur Hofhaltung der Markgrafen gehörte. Sehenswert ist dort das Fürstenberg-Denkmal, ein Schutzengel aus weißem Marmor, der vor einer halbrunden Pergola aus Stein steht. Das Denkmal stiftete Karl Egon Fürst zu Fürstenberg 1870 aus Anlaß eines glimpflich verlaufenden Unfalls seines Sohnes. Es ist erst auf der rechten Seite zu sehen, anschließend einer herrlicher Blick auf das Neue Schloß und Baden-Baden. Nach der Kreistour durch das Herrengut dann rechts die imposantenJugenstilgebäudedesSanatoriums "Höhenblick".
Zurück geht es durch den kleinen Tunnel, rechts aus dem Fenster geguckt sehen wir das Rotenbachtal mit einem kleinen See und dahinter die großen Gebäude der Rheumaklinik. Anschließend die Spitalkirche aus dem 15. Jahrhundert mit einem monumentalen Ölberg aus Sandstein.
Der nächste Stop heißt "Caracalla-Therme". Schon vor der Haltestelle konnten Sie einen Blick auf das große Außenschwimmbecken werfen. Wenn Sie ein Bad im Thermalwasser verschiedener Temperaturen in verschiedenen Innen- und Außenbecken nehmen wollen, müßten Sie hier aussteigen. Wir sind jetzt wieder in der Sophienstraße angekommen und bei der nächsten Haltestelle, dem Leopoldsplatz, schließt sich der Kreis unserer ersten kleinen Rundfahrt.
Die zweite beginnt mit einer Besichtigung der "Vergnügungsmeile" Baden-Badens: Sie fahren durch "die enge Kreuzstraße" und dann direkt auf die Kurhauskolonnaden und das Theater zu.
Das Theater, jetzt zur linken Seite, wurde 1862 mit der dafür komponierten Oper "Beatrice und Benedict" von Hector Berlioz eingeweiht. Rechts ein Blick auf das Kurhaus, von Weinbrenner 1824 als neues Konversationshaus errichtet. Auf der rechten Seite des Mittelbaus beherbergt es die prachtvollen Spielsäle des Casinos, welche sie vormittags besichtigen können. Um 14 Uhr beginnt dann dort der regelmäßige Spielbetrieb (Roulette usw), bis 3 Uhr nachts, Bakkarat bis 6 Uhr morgens.
Weiter geht die Fahrt an der Synagoge (rechts) vorbei durch eine teure Villengegend. Wer sich für Rosenzucht interessiert, sollte im Sommer an der Haltestelle Moltkestraße aussteigen. Ein klein wenig die Straße heraufgegangen, befindet sich ein großer Rosengarten, in dem zur Rosenblüte Neuzüchtungen prämiert werden. Wir fahren an älteren und jüngeren Villen vorbei mit schönen Ausblicken auf Baden-Baden. Links den Michaelsberg hochgeschaut erkennen wir die Stourdza-Kapelle, die der rumänische Fürst Michael Stourdza 1864 für seinen früh verstorbenen Sohn erbauen ließ. Rechts wieder schöne Ausblicke auf die Stadt und dann fahren wir an den zahlreichen Gebäuden des Sanatoriums Dengler vorbei durch die Hochstraße wieder hinunter ins Oostal in die Langestraße. Der nächste Halt heißt "Festspielhaus / alter Bahnhof". Wie erklärt sich das? Baden-Baden hatte bis 1977 eine Stichbahn von Baden-Oos nach Baden-Baden. Der Bahnhof hier, 1892-96 erbaut, war sehr prachtvoll mit fürstlichen Empfangsräumen. Als man 1997 nach einem Bauplatz für ein geplantes Festspielhaus suchte, bot sich die von Geleisen befreite freie Fläche hinter dem pompösen Empfangsbebäude des ehemaligen Bahnhofs an. 1998 wurde das Festspielhaus dann gebaut und heute ist das Bahnhofsgebäude das Empfangsbebäude des Festspielhauses und Eintrittskarten gibt es an den ehemaligen Fahrkartenschaltern. Wir fahren weiter. Rechts sehen wir das Badhotel "Badischer Hof", eines der ältesten Hotels mit Thermalquellwasser-Anschluß, d.h. die Hotelgäste haben die Möglichkeit in ihre Badewanne in ihrem Zimmer Thermalwasser einlaufen zu lassen. Früher gab es die Möglichkeit in vielen Hotels und Badeherbergen, sie wurde aber im Laufe der Zeit immer mehr eingeschränkt, weil die Schüttung der heißen Quellen beschränkt ist. Heute gibt es nur noch zwei Hotels mit diesem Badekomfort.
Wir überqueren jetzt die Oos. Hier fängt die Lichtentaler Allee an, die allerdings erst Kaiserallee heißt. Auf der rechten Seite sehen Sie jetzt die Trinkhalle und daneben noch einmal das Kurhaus in seiner ganzen Breite. Die Trinkhalle, ein Schüler von Weinbrenner erbaute sie 1840, war früher ein gesellschaftlicher Treffpunkt. Man traf sich hier, unterhielt sich, las in einheimischen und ausländischen Gazetten und trank hier das Wasser der Friedrichsquelle. An der hinteren, oberen Mauer zieht sich ein Fries aus 14 Fresken entlang, die die Legenden der näheren und weiteren Umgebung erzählen. Heute sind in der Trinkhalle ein Informationszentrum und ein Cafe untergebracht. Unser nächster Halt ist wieder der inzwischen bekannte Leopoldsplatz und wir beginnen mit unserer dritten und letzten kleinen Rundfahrt:
Zuerst geht es durch die Lichtentaler Straße, die enge Verbindungsstraße zwischen Leopoldsplatz und Augustaplatz. Am Anfang des Augustaplatzes gleich links sehen Sie das "Goldene Kreuz", ein Gründerzeitpalast aus dem Jahre 1891. Im sehenswerten Innenhof befindet sich ein Restaurant mit einem Guide-Michelin-Stern. Auf der rechten Seite die Reste des Palais Gagarin, in dem sich heute ein Bistro und eine Bar befinden. Abgeschlossen wird der Platz am westlichen Ende von Kongresshaus (rechts) und am südlichen von der monumentalen neugotischen evangelischen Stadtkirche. Am Gausplatz, der nächsten Haltestelle fällt uns links, etwas zurückversetzt im grünen wieder eine Kirche auf. Es ist die St. Johannis-Kirche, 1867 von einem Londoner Architekten für die englische Gemeinde in Baden-Baden erbaut. Unser Bus überquert jetzt die Oos und die bekannte Lichtentaler Allee und schlängelt sich die steile und kurvenreiche Hermann Sielcken-Straße (benannt nach dem deutsch-amerikanischen Kaffeekaufmann, der auch ein großer Gönner Baden-Badens war) hoch und oben angekommen, nach einer steilen Linkskehre, können Sie das größte Villenanwesen Baden-Badens bewundern, das Gut "Maria Halden". Es ist ein großes Parkgelände mit einer mehrfach erweiterten Villa und Pförtner-, Schweizer- und Gärtnerhäusern. Das Gut ließ Ende des 19. Jahrhunderts Werner von Siemens anlegen. Es hat mehrfach den Besitzer gewechselt, der letzte war der Industrielle Hermann Grundig. Unten in der Lichtentaler Allee angekommen biegt unser Bus rechts in die Gunzenbachstraße ein. Dort auf der linken Seite steht das Hirtenhäuschen. Es diente der Kaiserin Augusta, der Gemahlin von Kaiser Wilhelm I bei ihrenAlleespaziergängen als Rastplatz. Auf halber Höhe der Gunzenbachstraße dreht der Bus um und fährt zurück über den Bertholdsplatz und die Lichtentaler Straße zum Augustaplatz, womit wir unsere drei Rundfahrten abgeschlossen haben. Und wir hoffen, daß es Ihnen Spaß gemacht hat.
undDies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 2/03
Stand des Artikels: 2003! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.