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Regionalflughäfen sind Prestigeobjekte. Kaum einer ist kostendeckend. Jede Zunahme von Fluggastzahlen wird von Politik und Presse bejubelt. Jede neue Linie kommt an prominenter Stelle in die Presse. Von solch einer Lobby kann die Bahn nur träumen.
In den Jubelorgien darf der Hinweis auf die vielen geschaffenen Arbeitsplätze natürlich nicht fehlen. Doch nützen die Flughäfen unter dem Strich tatsächlich dem Arbeitsmarkt? Mitnichten. Dass das Gegenteil der Fall ist, liegt auf der Hand. Jeder, der im Inland Urlaub macht, trägt ungleich mehr zur Stärkung der inländischen Wirtschaft und des Arbeitsmarkts bei als der, der sich in ein Flugzeug setzt und außer den paar Euro für den Flug seine Kaufkraft ins Ausland fliegt. Und dass wir das ganze Jahr Erdbeeren aus Südafrika und Spargel aus Chile einfliegen, trägt auch nicht gerade zur Stärkung der inländischen Wirtschaft bei.
Wer meint, der Verlust an Wirtschaftskraft durch den Flugreiseverkehr außer Land würde dadurch kompensiert, dass auch Gäste zu uns kommen, irrt gewaltig. Die Ausgaben der Bundesbürger im Ausland übersteigen Deutschlands Einnahmen von Besuchern aus dem Ausland um mehr als das Doppelte. Schon diese Zahl zeigt, wie hoch das Potential zur Arbeitsplatzvernichtung im Inland ist.
Und diese Vernichtung von Arbeitsplätzen wird mit enormen Subventionen an Steuermitteln gefördert. Allein die Befreiung des mit Abstand umweltschädlichen Verkehrsmittels von Mineralölsteuer und Mehrwertsteuer kostete den deutschen Staat im Jahr 2010 rund 11,5 Milliarden Euro. Hinzu kommen die vielfältigen direkten und indirekten Subventionierungen der Flughäfen. So zahlt die Stadt Karlsruhe jährlich 1,3 Mio. Euro direkte Subventionen an den Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden. Jeder Fluggast am Flughafen Saarbrücken wird aus dem saarländischen Landeshaushalt mit rund 20 Euro subventioniert. Die EU-Kommission prüft mittlerweile, ob die Flughäfen in Saarbrücken und Zweibrücken gegen EU-Bestimmungen zu staatlichen Beihilfen verstoßen haben. Dennoch gibt es aktuell Überlegungen, bei Mannheim einen zusätzlichen Flugplatz als neues Subventionsloch zu schaffen.
Die viel gescholtene Luftverkehrsabgabe griff 2011, im Jahr ihrer Einführung, gerade einmal 905 Mio. Euro ab, also ganze 7,87 % der an den Luftverkehr gewährten Steuersubventionen — sonstige Subventionen nicht eingerechnet. Wie sehr manche Fluggesellschaften von diesen schädlichen Subventionen leben, zeigt das Beispiel Germanwings. Der Billigfluganbieter klagt darüber, dass 5 % seines Umsatzes wegen der Abgabe an den Staat fließen. Umgerechnet bedeutet das nichts anderes, als dass Germanwings mehr als die Hälfte seines Umsatzes aus den steuerlichen Subventionen gewinnt. Anstatt die Luftverkehrsabgabe zumindest sukzessive zu erhöhen, wurde sie 2012 bereits wieder um knapp 10 % gesenkt. Selbst Flüge nach Sibirien unterliegen dem geringsten Tarif für die „Kurzstrecke“ von gerade einmal 7,50 Euro pro Flug.
Unter dem Strich steht also bei den Regionalflughäfen nicht der vielbeschworene volkswirtschaftliche Nutzen, sondern ein immenser volkswirtschaftlicher Schaden, und zwar schon ohne überhaupt zu berücksichtigen, dass das Verkehrsmittel Flugzeug ganz besonders umwelt- und klimaschädlich ist.
Mediterranes Flair: Bremerhaven! Foto: H. Jacobs |
P.S.: Der VCD bietet eine Alternative zum umwelt- und wirtschaftsschädlichen Flugtourismus an. Er kooperiert mit der Deutschen Bahn, dem BUND und dem NABU im Projekt „Fahrtziel Natur“, das für eine nachhaltige Mobilität auch im Urlaub steht. Informationen unter www.fahrtziel-natur.de
Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 2/12
Stand des Artikels: 2012! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.