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Karlsruhe ist eine Stadt, die entgegen dem Bundestrend immer noch wächst. Deshalb werden hier auch weiterhin neue Wohnungen und Gewerbeeinrichtungen benötigt. Der damit einhergehende Flächenverbrauch und die Flächenversiegelung sind allerdings ein großes Umweltproblem, das hier im „Umwelt & Verkehr“ auch schon in anderen Beiträgen behandelt wurde. Als Lösung für dieses Problem wird allgemein eine „Nachverdichtung“ angesehen, also eine Nutzung von bisher frei gebliebenen Restflächen in den bebauten Stadtgebieten. In diesem Sinne äußerten sich beispielsweise auf einer Podiumsveranstaltung zur Kommunalwahl alle anwesenden Vertreter der kandidierenden Parteien, als sie danach gefragt wurden, wie sie die wachsende Stadt gestalten wollen. Aber ist dies wirklich eine gute Lösung?
Der Ansatz der Nachverdichtung geht davon aus, dass unbebaute Freiflächen im Stadtgebiet keinen zu schützenden Wert haben und deshalb ruhig bebaut werden können. Das ist aber eine Fehleinschätzung! Grüne Freiflächen haben gerade in dicht bebauten Gebieten einen ganz erheblichen Wert für die Lebensqualität der dort wohnenden oder arbeitenden Menschen. Niemand möchte in einer Stadt leben, in der alle Freiflächen zugebaut sind und die nur noch aus Beton, Stein und Asphalt besteht. Man stelle sich beispielsweise vor, wie es wäre, wenn der Grünzug in der Südstadt oder die Hildapromenade in der Weststadt noch zugebaut werden. Diese beiden genannten Grünzüge sind zwar wohl tabu, aber die vielen kleinen anderen namenlosen Freiflächen, die für eine Nachverdichtung infrage kommen, haben ebenfalls einen großen Wert für die lokale Lebensqualität. Auf solchen Flächen können Kinder spielen, man kann dort eine gärtnerische Nutzung durch die Nachbarschaft ermöglichen, wie es die Initiative „Fächergärtner“ bereits an einigen Stellen tut, oder man erfreut sich einfach an der grünen Insel im Häusermeer.
Bezüglich des Flächenverbrauchs und der Flächenversiegelung ist eine Nachverdichtung auch kein großer Vorteil gegenüber einem Neubaugebiet. Denn ob ein neues Haus auf einer Freifläche in der Stadt gebaut wird oder auf einem Maisacker am Stadtrand, es wird immer die gleiche Fläche benötigt, abgesehen von der am Stadtrand eventuell noch erforderlichen Erschließungsstraße.
Besonders ärgerlich ist es, wenn eine Freifläche als „Filet-Grundstück“ bezeichnet wird, wie beispielsweise am Tivoli, und offenbar hauptsächlich deshalb bebaut wird, weil die Stadt und der Investor damit viel Geld verdienen können. Muss man wirklich alles zu Geld machen? Kann man es sich wirklich nicht leisten, auf einem solchen Filet-Grundstück einfach eine Grünanlage zu gestalten? Darum: Bitte bremst die Nachverdichtung und erhaltet unsere grünen Inseln in der Stadt!
Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 2/14
Stand des Artikels: 2014! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.