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Turmbergbahn mit Abt'scher Weiche, Wagen, Talstation. Dahinter zu erahnen die Bergbahnstraße mit Freihaltetrasse zur Verlängerung; Fotos: Heiko Jacobs |
Die zum Anziehungspunkt gewordene Turmbergterrasse mit Weitblick über die Rheinebene gibt Anlass, wieder einmal auf die unzureichende Erreichbarkeit des Turmbergs mit der Bergbahn hinzuweisen.
Seit Eröffnung der Durlacher Straßenbahn 1913 flammt immer wieder die Forderung nach einer Verlängerung der Turmbergbahn (TBB) zur Straßenbahnendhaltestelle auf. Immerhin waren die Durlacher Stadtplaner damals so weitsichtig eine Vorhaltetrasse zwischen Straßenbahn-Endstation und der „Talstation“ anzulegen.
Weniger weitsichtig waren Ortschaftsräte und Anwohner als Ende der 1980er Jahre unser „Nahverkehrspapst“ Ludwig ernsthaft die lang gewünschte Verlängerung realisieren wollte. Mit heute kaum vorstellbaren Argumenten wurde gegen ein so nutzbringendes Projekt Stimmung gemacht wie: Die Anwohner müssten Lärm und Erschütterungen in Kauf nehmen, Parkplätze (für die Anwohner) fielen weg, und letztendlich bräuchten die Anwohner die Bahn nicht.
Wohl aber die 100.000 Besucher bräuchten eine Verlängerung, die jährlich mit der TBB fast bequem den Turmberg erreichen. Aber eben nur fast, wenn nicht der 10 % steile Anstieg zur mitten am Berg befindlichen „Talstation“ wäre.
Die Freihaltetrasse in der Bergbahnstraße „von unten“ |
Auch ein vorgeschlagener Busverkehr bringt nichts. Einmal fahren mit dem 2012 eingerichteten Verbindungsbus jährlich nur rund 600 Leute, zum Anderen kostet ein Busfahrer nicht weniger als ein Bergbahnführer und der Bus wäre nicht nur laut, sondern müsste jährlich bei etwa 50.000 km Laufleistung rund 70 Tonnen CO2 in die Waldluft pusten. Die TBB könnte in Zukunft mit Solarstrom nicht nur absolut emissionsfrei betrieben werden, sondern wird mit Sicherheit einige Fahrgäste mehr anlocken als eben ein Bus.
Die TBB ist keine überflüssige Spaßbahn, sondern sie ist ein Teil der allgemeinen Daseinsfürsorge, erleichtert sie doch vielen Bewohnern des Umlandes und der Stadt umweltfreundlich in das Naherholungsgebiet zu kommen. Auch für die Anwohner um die „Talstation“ herum, die dann Mittelstation würde, gäbe es die Möglichkeit zur Nutzung, entweder bergauf zu einem erholsamen Spaziergang oder bergab zum Einkauf in Durlach.
Der aufmerksame Besucher kann sehr leicht feststellen, dass die umliegenden Straßen der „Talstation“ nicht von Bergbahnfahrgästen zugeparkt sind, sondern von den Anwohnern selbst, denn gut 90 % der Fahrgäste reisen mit der Straßenbahn an. Es ist auch absolut unlogisch, dass ausgerechnet die verlängerte Bergbahn die Autofahrer anlocken soll, die fahren gleich zum Turmberg hinauf.
Manch kritischen Bürger bewegt die Frage, wie die Bahn über die Turmbergstraße kommt. Nun, seit rund 140 (!) Jahren — Karlsruhe rüstete zu jener Zeit gerade seine Pferdebahn auf — gibt es bekanntlich die weltberühmten „Cable Cars“ in San Francisco, die von Seilen gezogen bergauf — bergab, mit und ohne „Knick“ sich auf den Straßen der Stadt bewegen. Da kann die Turmbergstraße wohl kein Querungshindernis sein.
Turmbergbahn, Abt'sche Weiche |
lm Oktober 2007 nahm der Durlacher Ortschaftsrat nochmals einen Anlauf. Doch der damalige VBK Geschäftsführer Casazza winkte ab. Eine Verlängerung hielt er nur im Zusammenhang mit einem kompletten Neubau für möglich. Kosten: 5-7 Mio. Euro. Als lnterimslösung schlug er einen Schrägaufzug vor. Diese Lösung wurde von allen Ortschaftsratsfraktionen akzeptiert. Aber es ist bei der damaligen Willensbekundung geblieben. Doch jetzt steht bis Ende 2019 eine Totalsanierung der Turmbergbahn an. ln einer Anfrage der Freien Wähler wurde diesen mitgeteilt, die VBK habe eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Eine der Varianten sieht den Bau einer Luftseilbahn, eine andere die Verlängerung der Turmbergbahn vor.
Es bleibt zu hoffen, dass diesmal nach über 100 Jahren des Zagens und Zauderns die Verlängerung zur Straßenbahnendstation Wirklichkeit wird. 100.000 Fahrgäste und hoffentlich viel mehr werden es danken, vor allem auch Ältere und Gehbehinderte.
An 200 m Zugseil und 200 m Gleis kann es wohl wirklich nicht scheitern.
Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 2/16
Stand des Artikels: 2016! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.