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Bild: F. Linke |
Fruchtbare und gesunde Böden sind die Grundlage für die Erzeugung unserer täglichen Nahrungsmittel. Böden stehen im intensiven Kontakt mit der Atmosphäre und sind daher ein wichtiger Faktor im Klimageschehen. Wir müssen uns dabei klarmachen: Unsere Böden sind eine begrenzte Ressource.
Boden bezeichnet die oberste Schicht unserer Erde, deren Dicke von wenigen Zentimetern bis zu mehreren Metern betragen kann. Durch permanente Verwitterungsprozesse und das Einwirken von Tieren und Pflanzen mischen sich zerbröseltes Gestein und organisches Material. Poren und Hohlräume ermöglichen eine Belüftung sowie die Versickerung und die Speicherung von Wasser. Durch Mikroorganismen, wie Bakterien, Pilze und Algen sowie Milben, Würmer, Asseln und andere Kleinst-Lebewesen werden abgestorbene Tier- und Pflanzenreste zu Humus umgewandelt. Diese zersetzte organische Substanz ist die Basis für neues Pflanzenwachstum. Der Boden ist somit ein hoch effizienter Bioreaktor, in dem wichtige Umsetzungsprozesse stattfinden.
Die Bodenbildung ist ein Prozess, der nicht in menschlichen sondern geologischen Zeiträumen stattfindet. Die Böden im heutigen Mitteleuropa sind im Laufe der letzten 12.000 Jahre, seit dem Ende der letzten Eiszeit, entstanden. Dies bedeutet, dass das, was wir heute zerstören, nicht einfach wiederhergestellt werden kann. Und fruchtbarer Boden geht heute um ein Vielfaches schneller verloren, als er sich bilden kann. Neuere Studien zeigen, dass allein die bisherige klimabedingte Temperaturerhöhung von global 1,0° C die weltweite Anbaufläche bereits um 10 % verringert hat.
Dabei ist der Umgang mit Boden oft sorglos, manchen stört sogar der „Dreck“ unter den Füßen. Ein gepflastertes Grundstück dagegen gilt als gepflegt. Wir alle müssen unsere Haltung in diesem Punkt jedoch hinterfragen. Hierzulande ist die wichtigste Ursache für den Verlust fruchtbarer Böden nach wie vor die Überbauung von Böden für Siedlungs- und Verkehrsflächen. Nach Angaben der Landesanstalt für Umwelt (LUBW) sind dies in Baden-Württemberg immer noch mehr als 5 ha pro Tag, dies entspricht 7 Fußballfeldern täglich.
Auch die Bodenerosion in Verbindung mit zunehmender Trockenheit und starken Winden begünstigt Bodenverwehungen und damit den Verlust von Ackerkrume, insbesondere bei der Bearbeitung. Am tragischten wurde dies 2011 bei einer Massenkarambolage auf der A 19 deutlich, die durch die Verwehung der Ackerkrume eines riesigen Feldes in Mecklenburg-Vorpommern ausgelöst worden war. Und der Trend zu trockeneren Böden ist bereits seit Jahren erkennbar.
Gleichzeitig setzt zunehmende Bodenverdichtung durch schwere Fahrzeuge und Maschinen vielen Böden zu, weil dadurch die natürliche Bodenstruktur zerstört wird. Das Geflecht aus Hohlräumen, Klüften und Poren, die mit Luft und Wasser gefüllt sind, verschwindet. Auf solchen Böden versickert das Regenwasser nicht mehr schnell genug und fließt bei einsetzendem Starkregen oberirdisch ab. Dabei wird Bodenmaterial abgeschwemmt und geht unwiderruflich verloren. Außerdem verschlechtern sich die Lebensbedingungen der Bodenorganismen, die ohne den Gasaustausch mit der Atmosphäre zugrunde gehen.
Die Pflanzen, aus denen Humus entsteht, wachsen, indem sie das Kohlendioxid der Atmosphäre aufnehmen. Der Boden ist also auch ein riesiger Speicherort für klimarelevanten Kohlenstoff. Im Zuge der UN-Klimakonferenz in Paris 2015 wurde von Frankreich ein globales Programm zum Humusaufbau gestartet. Mit dieser „4-Promille-Initiative“ soll eine jährliche Erhöhung der globalen Bodenkohlenstoff-Vorräte bewirkt und damit ein erheblicher Beitrag zum globalen Klimaschutz geleistet werden. Am Beispiel Bayerns wurde eine Abschätzung dieses Speichervermögens vorgenommen und ergab, dass auch hierzulande ein ganz beträchtliches Potential zum Humusaufbau in den Böden vorhanden ist. Das Thünen-Institut (Bundesforschungsinstitut für Ländlichen Raum, Wald und Fischerei) warnt jedoch davor, dass dies keinesfalls so verstanden werden dürfe, dass klimaschutzpolitische Ziele und Anstrengungen in anderen Sektoren dadurch verringert oder zurückgenommen werden dürften.
Für uns Menschen sind Böden die Grundlage für unsere Ernährung. In Zeiten eines sich wandelnden Klimas hängt unser Wohl(-Stand) maßgeblich vom Zustand unserer Böden ab. Wir sind also im eigenen Interesse gut beraten, wenn wir Bodenschutz ernst nehmen und seine leichtsinnige Zerstörung durch Versiegelung, Auslaugen, Verdichtung, zu intensive Bearbeitung und nicht zuletzt durch Vergiftung mit Chemikalien unterbinden. Auch wenn es vielen Menschen gar nicht bewusst zu sein scheint, wir sägen an dem berühmten Ast auf dem wir sitzen.
Claudia Linke
Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 2/22
Stand des Artikels: 2022! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.