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Sophienstraße für Radverkehr optimieren

Die gar nicht so diagonale „Dia gonalsperre“ an der Lessingstr.; Alle Fotos: Heiko Jacobs
Treffen des ADFC am ersten Sperrtag am Gutenbergplatz
Lauter entspannte Radler — kaum Autos: Ziel erreicht!
Durchfahrt nur für Radler
S. a. Titelbild

So lautete die Überschrift eines interfraktionellen Antrags von Grünen, Linken, SPD und KAL/PARTEI im Mai 2023. In der für Kfz freigegebenen, also unechten Fahrradstraße Sophienstraße soll der störende Autoverkehr deutlich reduziert werden:

  1. durch Sperren in Höhe Gutenbergplatz u.
  2. zwischen Scheffel- u. Reinhold-Frank-Str.
  3. u. Verkehrsberuhigung Fichtegymnasium,
  4. nur das rechtlich Nötigste = preiswert,
  5. alles als Reallabor erprobt & untersucht.

Der Gutenbergplatz bietet sich dafür an, weil es dort keine Anlieger gibt mit Bedarf für Autoverkehr, nur Parkplätze. Zusammen mit dem Platz selbst kann der Mittelstreifen die Aufenthaltsqualität dort verbessern. Punkt 1 und 5 wurden im Oktober 2023 vom Gemeinderat beschlossen, eine Prüfung von 2. bis 4. zugesagt. Der Antrag greift übrigens Ideen aus der Schülerschaft und von Fridays for Future auf.

Weitere Untersuchungen und Überlegungen der Stadt folgten, Anfang Juni 2024 mehrere Termine vor Ort, ein Workshop am 12.6. mit Vertretern von diversen Gruppen der West- und gesamten Stadt.

„Modale Filter“, auf gut deutsch Pfosten und andere Arten der Sperrung für den Autoverkehr, sind nichts Neues in Karlsruhe: Morgenstr., Humboldtstr., Lidellplatz, Veilchenstr., Friedrichsplatz, Untermühlsiedlung Richtung Kaufland, Zirkel und jüngst Passagehof sind einige Beispiele.

Als besonders störend wurde der Nord-Süd-Schleichverkehr zur Vermeidung der Ampeln rund um die Reinhold-Frank-Str. identifiziert, der sich zudem mit Ost-West-Verkehr auf der Sophienstr. in dieser Ecke überlagert. Queren und Abbiegen gefährden den Radverkehr. Da Nord- und Südteil der Lessingstr. leicht versetzt zueinander sind, drängte sich diese Kreuzung geradezu auf, hier eine nicht wirklich diagonale „Diagonalsperre“ zu setzen, wie man sie aus Kiezblockkonzepten o. ä. kennt, die dem Autoverkehr nur noch ein Abbiegen ermöglichen. Zuzüglich der Sperrung der Südkante des Gutenbergplatzes in zwei Schritten, zunächst nur die südliche, später auch die nördliche*) Fahrbahn.

*) kurzfristig abgesagt … s. S. 3

Im Reallabor wird seit der Sperrung am 1. Juli der Versuch beobachtet (Schleichverkehre nun an anderen Stellen?), begleitet (Befragungen etc.) und nach dessen Ende ausgewertet, um dem Gemeinderat nächstes Jahr eine Empfehlung für eventuelle dauerhafte Änderungen zu geben.

Im Workshop wurden auch weitere Schritte vorgestellt, die diese Maßnahme ergänzen können, also modale Filter an weiteren geeigneten Stellen. Damit wäre man meiner Meinung nach nicht mehr weit von einem Kiezblockkonzept in der Weststadt entfernt, wenn man auch die Nebenstraßen berücksichtigt. Das wäre sehr zu begrüßen.

Als dann die diversen Papier- und Online-Medien berichteten, gab es den fast schon zu erwartenden Aufschrei der Autofahrer und einiger Anwohner, nach denen durch den Versuch der Weltuntergang zumindest lokal kurz bevorstehen müsste. Als interessierter Katastrophentourist habe ich mir diesen natürlich nicht entgehen lassen wollen, weit habe ich es vom Stephanplatz ja nicht, und habe mir das mehrfach angeschaut, wurde aber bitterlich enttäuscht: Der Weltuntergang fiel aus!

Zu sehen waren viele, ganz entspannte Radfahrer, und nur wenige Autofahrer: Ziel offensichtlich erreicht! Der Schleichverkehr zur Vermeidung der Ampeln rund um die Reinhold-Frank-Str. hat sich in die Hans-Sachs-Str. verlagert, kann aber nach etwas Warten brauchbar links abbiegen, da kaum Ost-West-Autoverkehr unterwegs ist, der Warteraum vor der Ampel reicht aus. Am Donnerstag der ersten Woche ca. 16 Uhr gab es nur sehr wenige Autofahrer, die von der Maßnahme überrascht waren und wendeten oder unwillig abbogen. Nur so ca. 17 Uhr waren an der Kaiserallee etwas mehr Rechtsabbieger zu beobachten, die entweder gewohnt flott in die umgedrehte Einbahnstraße Lessingstr. einbogen (was deren Optiker wohl beruflich macht?) oder ein paar wenige, denen das nach kurzem Überlegen egal war. Einige nahmen Abstand vom Einbiegen und fuhren weiter. Viele fuhren auch direkt zur Hans-Sachs-Str., um abzubiegen, kannten das also schon oder wollten eh zum Supermarkt. Dazwischen am Gutenbergplatz die Lage beobachtend gab es auch dort keine nennenswerten Verkehrsprobleme, etwa durch verzweifelte Parkplatzsucher. Ich gehe daher stark davon aus, dass sich dies in den Untersuchungen bestätigen wird und die Maßnahmen dauerhaft werden und ergänzt werden können nach einigen Monaten.

Nur in einem Punkt muss man einer Kritik in den sozialen Medien zustimmen: Vor dem Gymnasium sperren, vor der Grundschule aber offen lassen? Geht in der Tat nicht und lässt sich sehr leicht lösen: Auch die Nordkante des Gutenbergplatzes mit modalen Filtern sperren als Start zu einem Kiezblockkonzept!

P. S.: Die den Antrag unterstützenden Parteien haben zzgl. der ähnlich orientierten neuen Gruppierung Volt in der Weststadt bei der Kommunalwahl 2024 mit 67,6 % immer noch bei nur 2,1 % Verlust eine satte Zwei-Drittel-Mehrheit erhalten.

Heiko Jacobs

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