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Straßenbahn nach Aue und Wolfartsweier

eine fast unendliche Geschichte wird im Juni 2004 wahr!

Straßenbahntrasse Aue/Wolfahrtsweier

"So einfach ist das nicht: da hat jemand einen Einfall (eine Idee mag man so etwas nicht nennen), dann macht man einen Strich in den Stadtplan, veranstaltet eine Ortsbegehung, schickt den Einfall an die Stadtverwaltung ... und erwartet, dass die Straßenbahn 'möglichst bald' in die angegebene Richtung fahren wird." Damit wurde am 2. August 1983 die AG Verkehr der BUZO vom damals zuständigen Dezernenten für die Verkehrsbetriebe, Bürgermeister Kurt Gauly, abgefertigt. Und weiter wird in diesem Schreiben Altbekanntes der BUZO mitgeteilt: "Wissen Sie immer noch nicht, dass die Schienenstrecken den Entwicklungsachsen vorbehalten bleiben müssen? Nehmen Sie nicht zur Kenntnis, dass die Deutsche Bundesbahn, die im ÖPNV jährlich rund 4 Mrd. DM Defizit einfährt, sich aus der Flächenbedienung per Schiene Schritt für Schritt zurückziehen muss, um nicht zahlungsunfähig zu werden? ... Haben Sie Ihren eigenen Vorschlag mit der m.W. bei Ihrer Bürgeraktion noch bestehenden Arbeitsgemeinschaft Umweltschutz abgestimmt? Haben Sie übersehen, dass die als erste Teilstrecke zu errichtende Trasse durch die Ernst-Friedrich-Straße nur durch Beseitigung einer in der Mitte der Straße befindlichen Baumallee erfolgen könnte? ... Es gehört zu den Daueraufgaben der Verkehrsbetriebe Karlsruhe, die einzelnen Linienführungen zu optimieren. Insofern sind sie für brauchbare Vorschläge immer dankbar. Ihr jüngster Vorschlag eignet sich aber für eine solche Linienverbesserung nicht."

Der genannte Schriftwechsel aus dem Jahre 1983 zwischen der BUZO und dem Rathaus war nicht das erste Bemühen um eine Straßenbahn in die genannte Richtung. Schon in den fünfziger Jahren wurde laut über eine Straßenbahnverbindung nach Aue nachgedacht, allerdings wurde die Idee im Zuge der Motorisierung nicht mehr weiter verfolgt. Der AG Verkehr der BUZO kann deshalb maßgeblicher Anteil zugeschrieben werden, dass jetzt das Planfeststellungsverfahren läuft. AG-Verkehr-Mitglied Gerhard Stolz wurde kurz nach dem genannten Schriftwechsel neues Mitglied im Karlsruher Gemeinderat. Als Stadtrat der Grünen Liste fragte er deshalb ganz offiziell am 19.10.1983 nach einer möglichen Straßenbahnführung nach Aue. Die Antwort fiel zwar freundlich aber bestimmt aus: "... sehen die Verkehrsbetriebe keine realistische Möglichkeit, die Straßenbahn nach Durlach-Aue zu führen." Gründe für die Ablehnung waren ein zu geringes Potential, zu hohe Kosten und die bereits erwähnten Bäume in der Ernst-Friedrich-Straße.

Stolz kam zur Erkenntnis, dass eine kleine Partei wenig anstoßen kann, wenn nicht die größeren Parteien von dem Vorhaben überzeugt sind. Also wurden Mehrheiten gesucht. Die SPD Durlach lehnte ab, "brauchen wir nicht!". DieArgumente des damaligen Durlacher SPD-Vorsitzenden klangen ähnlich derer des Bürgermeisters und seiner Verwaltung.

Nachgegeben wurde trotzdem nicht: Mit der Gewissheit, dass sich zumindest die Durlacher CDU nicht gegen das Vorhaben stellen würde, wurden viele Gespräche geführt, bei denen sich herausstellte, dass eine Führung der Bahn nicht nur nach Aue, sondern weiter nach Wolfartsweier wesentlich wirtschaftlicher sein würde, so dass im Jahre 1986 ein offizieller Antrag für eine Straßenbahn nach Durlach-Aue und Wolfartsweier von der Grünen Liste und dem Durlacher CDU-Stadtrat Wolfram Jäger gestellt wurde. Immerhin war Bürgermeister Gauly jetzt wenigstens bereit, den Antrag zu prüfen! Auch die Verkehrsbetriebe sagten eine Prüfung zu, signalisierten allerdings langwierige Prüfungen. Die SPD wollte jetzt nicht mehr abseits stehen und verhielt sich plötzlich nicht mehr ablehnend. Eine SPD-Stadtplanerin versuchte BUZO, Grüne und CDU zu überholen und stellte Alternativtrassen vor, die sich sofort als Unsinn herausstellten.

Nach über zehn Jahren hat man sich auf die einzig sinnvolle Trasse durch die Ernst-Friedrich-Straße, dem Lohn-Lissen-Grünzug und dem Säuterich verständigt. Damit wurde die bereits 1983 von der BUZO, den Grünen und der CDU vorgeschlagene Variante von der Verwaltung für gut befunden, so dass die Bahnen ab Juni 2004 nach Wolfartsweier und natürlich auch nach Aue rollen können.

Übrigens, die Platanen in der Ernst-Friedrich-Straße konnten teilweise erhalten bleiben, wenigstens Platz für Neupflanzungen wurde geschaffen, weil die Planer einen Vorschlag der BUZO von 1983 seitenverkehrt übernommen haben: "Wir schlagen deshalb eine nur noch zweispurige Straßenführung auf der östlichen Seite vor, so dass die westliche Ernst-Friedrich-Straße für die Straßenbahn zur Verfügung stehen könnte. ... Dabei könnte der Baumbestand erhalten bleiben."

Und was erwartet die Durlacher und ihre Umlandortschaften demnächst in Sachen ÖPNV konkret?

Durlach ist auf den ersten Blick hervorragend an den ÖPNV angeschlossen. Drei S-Bahn-Linien, zwei Straßenbahnlinien und neun Buslinien führen nach Durlach. Bei näherer Betrachtung stellt sich jedoch heraus, dass mit Ausnahme der beiden Straßenbahnlinien 1 und 2 und der Buslinie 21 alle Linien Durlach selbst nur am Rande bedienen, am Bahnhof und an der Endstation, und kaum eine innerstädtische Erschließung vornehmen, da sie lediglich Verbindungen zum Umland und zu den Ortsteilen herstellen. Hinzu kommen bei den Bussen kaum merkbare Fahrpläne mit einem stetigen Wechsel der Taktzeiten.

Dies brachte die Durlacher Grünen auf den Plan und sie entwarfen bereits 1998 ein ÖPNV Konzept für Durlach. Dabei stand im Mittelpunkt die möglichst direkte Anbindung der Innenstadt von allen umliegenden Ortschaften und Stadtteilen mit einem einheitlichen und dadurch merkbaren 20-Minuten-Takt möglichst von 5.00 bis 24.00 Uhr.

Ob der durchgehende 20-Minuten-Takt ab dem 12. Juni 2004, dem Tag der Eröffnung der Straßenbahn nach Wolfartsweier, umgesetzt wird, ist noch offen, mit Sicherheit werden alle anderen Vorschläge aus dem ÖPNV-Konzept der Durlacher Grünen übernommen:

Neben der Linie 2 verkehrt auf der Neubaustrecke von Wolfartsweier eine neue Linie 8 mit Endhaltestelle Durlach Turmberg. Es ist zu hoffen, dass diese Linie auch abends und am Wochenende verkehrt, bisher ist geplant abends und sonntags den Betrieb einzustellen.

Die Buslinie 24 (alt 43) Hohenwettersbach -- Bergwald erschließt Aue-Ost über die Brühlstraße und bindet den Schlossplatz an.

Die Linie 21 (Grötzingen) wird verknüpft mit der Linie 23 (Stupferich).

Linie 26 (alt 46) Geigersberg bleibt, außer der Streckenänderung über den Schlossplatz, wie alle bisher genannten Linien. Probleme mit der Genehmigung haben die Verkehrsbetriebe wegen immer noch dort in der Haltestelle verkehrender Autos.

Die Linie 42 ab Bahnhof übernimmt die Anbindung des Killisfeldes und soll bis zum Durlacher Tor geführt werden.

Gerhard Stolz

Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 3/03

Stand des Artikels: 2003! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.

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