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Berlin, 15.10.10: Anlässlich des Durchstichs des Gotthard-Basistunnels in der Schweiz am heutigen Freitag fordert der ökologische Verkehrsclub VCD die Bundesregierung und die baden-württembergische Landesregierung auf, den Ausbau der Rheintalbahn nicht länger zu verzögern.
Michael Ziesak, VCD-Bundesvorsitzender: „Mit dem Bau des Gotthardbasistunnels ist die Schweiz ein weiteres Mal Vorreiterin in Sachen planvolles, durchdachtes und sinnvolles Bauen von Bahninfrastruktur. Für eine der wichtigsten europäischen Güterverkehrsachsen, die Strecke Rotterdam — Oberrhein — Schweiz — Italien, wird durch den Tunnel das größte Hindernis beseitigt.“ Ziel des Projektes sei es, das steigende Güterverkehrsaufkommen von der Straße auf die umweltfreundlichere Schiene zu verlagern.
„Die Bundesrepublik hat sich im Staatsvertrag mit der Schweiz verpflichtet, bis zur Fertigstellung des Tunnels auch die Rheintalbahn zwischen Karlsruhe und Basel, die als nördlicher Anschluss an den Gotthardtunnel notwendig ist, viergleisig auszubauen. Von den 182 km von Karlsruhe bis Basel sind nach 23 Jahren Bauzeit jedoch erst 45 km — rund 25 % — fertiggestellt. Angesichts des langsamen Baufortschritts und der mangelhaften Finanzierung wird die Strecke so voraussichtlich 20 Jahre später fertig werden als vereinbart. Das ist glatter Vertragsbruch.“
Die Schweiz erwarte zu Recht, dass der Güterverkehr nicht erst an ihrer Landesgrenze auf die Schiene verlagert werde, doch Bund und Land würden eher auf Stadtentwicklungsmaßnahmen in Stuttgart denn auf die Einhaltung von internationalen Verträgen und auf Verkehrsverlagerung setzen. Die Mittel für den Neu- und Ausbau der Schiene für die nächsten zehn Jahre seien schon nahezu komplett in Finanzierungsvereinbarungen für andere Schienenprojekte gebunden, für die Rheintalbahn sei eine Priorisierung seitens der Politik nicht erkennbar.
Matthias Lieb, Vorsitzender des VCD-Landesverbandes: „Die Prioritäten für den Schienenausbau in Baden-Württemberg sind völlig falsch gesetzt. Während für den Ausbau der Rheintalbahn noch über 4 Mrd. € erforderlich sind, sollen rund 2,5 Mrd. € Bundesmittel für Stuttgart 21 und die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm ausgegeben werden. Dabei drohen gerade diese Projekte zum Nadelöhr für den Güterverkehr zu werden.“
Während für den Gotthardbasistunnel 150 km Tunnelröhren gebaut würden, um eine steile Gebirgsbahn durch eine Flachbahn zu ersetzen, seien rund um Stuttgart und Ulm 120 km Tunnelröhren geplant, die so steil seien wie die alte Gotthard-Strecke. Lieb: „Die Neubaustrecke nach Ulm wird dadurch für normale Güterzüge nicht befahrbar sein. Zusammen mit der alten Geislinger Steige hat man dann zwei güterzuguntaugliche Ost-West-Verbindungen in Baden-Württemberg — und die Rheintalbahn nicht ausgebaut. Das ist ein schwäbischer Schildbürgerstreich.“
PM des VCD im Original
Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 3/10
Stand des Artikels: 2010! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.