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Topfeben wie die norddeutsche Tiefebene — so sieht die Gemarkung von Graben-Neudorf aus. Ideales Terrain für alle Radfahrer sollte man meinen.
Aber die Wirklichkeit sieht noch etwas anders aus. Gefährliche Straßenkreuzungen, ein Radweg der quer zwischen den Tischen einer Eisdiele hindurchgeht und andere abenteuerliche Hindernisse können in Graben-Neudorf den Fahrradbegeisterten den Spaß verderben.
Aus diesem Grund rief die örtliche BUND-Gruppe die Aktion „Fahrradfreundliches Graben-Neudorf“ ins Leben. Am Anfang stand eine gemeinsame Befahrung der Ortskerne auf dem Programm. Hierzu waren, neben den BUND-Mitgliedern, interessierte Bürger, die Gemeindeverwaltung und die VCD-Radexperten eingeladen.
Startpunkt war der Bahnhof Graben-Neudorf. Hier trafen wir gleich auf den Klassiker der fahrradunfreundlichen Schilder „Radfahrer absteigen“. Um diesem Nachdruck zu verleihen waren Barrieren an den abschüssigen Stellen montiert. Zufällig vorbeikommende Radfahrer zeigten gleich vor Ort, was sie von dem Schild halten: nämlich nichts. Keiner schob, sondern alle fuhren mehr oder weniger geschickt um die Barrieren herum. Ist das Schild also nur dazu da, die Haftung bei Unfällen auf die Radfahrer zu übertragen? Hier gab es gleich lebhafte Diskussionen. Auf der einen Seite möchte der Radfahrer zügig auf die andere Seite des Bahnhofs kommen. Die Barrieren sind für ihn überflüssige Hindernisse. Andererseits möchten die Zugreisenden die Unterführung nutzen können, ohne Gefahr zu laufen, von Radfahrern angefahren zu werden. An die Vernunft und Rücksichtnahme aller Nutzer der Unterführung zu appellieren, reicht nicht immer aus, Hier muss noch nach kreativen Lösungen gesucht werden. An einer unübersichtlichen Stelle am Eingang in die Unterführung soll aber ein Spiegel montiert werden. Damit kann zumindest eine Gefahr beseitigt werden.
Vom Bahnhof aus ging es weiter an der Marktmeile von Graben-Neudorf entlang. Hier wurde insbesondere der ruhende Radverkehr begutachtet. Wo sind die einzelnen Radständer? Sind diese wirklich hilfreich oder eher Felgenkiller? Überdacht oder wird das Rad bei Regen pudelnass? Verschiedene Lösungsansätze konnten besichtigt werden. Der BUND wird mit den einzelnen Filialleitern Kontakt aufnehmen und auf Verbesserungen drängen.
Die Radtour ging weiter auf der Mannheimer Straße, der Hauptstraße von Neudorf. Dort wurde von der Gemeinde auf beiden Seiten ein gemeinsamer Geh- und Radweg ausgewiesen. Hier mit dem Rad zu fahren, macht wenig Spaß. Ständig muss man bremsbereit fahren, wenn man Hofeinfahrten oder Hauseingänge passiert. Natürlich muss auf langsamer laufende Fußgänger Rücksicht genommen werden. Höhepunkt dieser Problematik ist eine Eisdiele, deren Tische und Bänke draußen auf den Gehweg stehen. Bei Hochbetrieb ist es besser, auch ohne Schild abzusteigen. Was ist die Alternative? Auf der Fahrbahn fahren? Auch hier gingen die Meinungen weit auseinander. Wegen des hohen Verkehrsaufkommens der Neudorfer Hauptstraße ist davon abzuraten, zumal die Breite der Straße ein Überholen des Radfahrers bei Gegenverkehr nicht zulässt. Da die Gemeinde die Hauptstraße erst vor wenigen Jahren neu gestaltet hat, wird sie kurzfristig nichts umbauen. Kein Bürgermeister erscheint gerne im Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes.
Es ist also viel zu tun, aber das schaffen wir.
Herzlich bedanken möchten wir uns noch bei den Radexperten des VCD, die uns kompetent unterstützt und uns viele nützliche Tipps gegeben haben. Armin Gabler, BUND
Dies ist ein Artikel der Karlsruher Zeitschrift umwelt&verkehr 3/15
Stand des Artikels: 2015! Der Inhalt des Artikels könnte nicht mehr aktuell sein, der Autor nicht mehr erreichbar o.ä. Schauen Sie auch in unseren Themen-Index.