Achtung! umwelt & verkehr ist Ende Aug./Anf. Sept. '24 umgezogen! Sollte etwas noch nicht funtionieren: Bitte melden!
Geigenspiel zu Kaffee und Kuchen; Fotos: Mari Däschner |
Unsere Demo-Straßenbahn im Einsatz |
Infostände der beteiligten Gruppen des Umweltzentrums |
Das große Schwungtuch in Aktion; Foto: Hans Seiler |
Straßensperrungen an den Enden; Foto: Heiko Jacobs |
Die Kronenstraße wirkt am Nachmittag des 20. September einladend: Bei sonnigem Wetter präsentiert der Verein Lastenkarle sein Konzept und lädt zum Testfahren mit dem Lastenfahrrad ein, es gibt eine Trinkstation mit bestem Karlsruher Leitungswasser unter dem Sonnenschirm, ein paar Menschen sitzen bei Kaffee und Kuchen auf Bierbänken und über die ganze Straßenbreite gibt es genug Platz für spielende Kinder, der auch genauso genutzt wird — jedenfalls fast, denn vereinzelt stören am Straßenrand auch noch ein paar geparkte Autos, die wohl schon eine Weile nicht mehr bewegt wurden. Eigentlich eine ganz normale Szene für einen verkehrsberuhigten Bereich, wie es die Kronenstraße schon seit vielen Jahren ist. Doch weit gefehlt! Die friedliche Atmosphäre verdankt die Straße an diesem Tag einer Sperrung für den Autoverkehr für die Aktion „Karlsruhe spielt!“, die die BUZO beantragt hat.
Der Unterschied zu allen anderen Tagen im Jahr ist bedrückend. Auf der sogenannten Spielstraße heizen sonst öfters übermotorisierte Fahrzeuge Richtung Fußgängerzone und wieder zurück, donnern Lastwagen an den Wohnhäusern vorbei und blockieren immer wieder Kunden der wenigen Ladengeschäfte oder Paketlieferdienste mit ihren Autos Einfahrten, was regelmäßig zu wütenden Hupkonzerten oder lautstarken Auseinandersetzungen führt. Menschen, die hier zu Fuß gehen, drücken sich teils an den Fassaden entlang, auch die Kita-Kinder nutzen nicht die Straße in ihrer ganzen Breite — obwohl sie es gerade hier im verkehrsberuhigten Bereich dürften! Und wer sich mit Fahrrad oder Auto an die erlaubte Schrittgeschwindigkeit hält, hat schnell einen Drängler im Nacken. Leider fahren die meisten Autos weit über 7 km/h oder halten außerhalb der Parkbuchten. Auch die Regelung nur innerhalb bestimmter Zeitfenster am Tag über die Kaiserstraße weiter in den Bereich der Fußgängerzone fahren zu dürfen, wird oft ignoriert.
Wie erholsam war dagegen das Programm, das von Vereinen im Umweltzentrum, dem Weltladen und Anwohner*innen der Straße an jenem Aktionstag im September angeboten wurde. Mit einem öffentlichen Geigen-Unterricht musikalisch untermalt konnten die Besucher*innen am informativen Glücksrad vom Weltladen drehen oder Stoffbeutel mit Öko-Textilfarben bemalen. Kinder verzierten die Straße mit Straßenmalkreide und hatten besonders großen Spaß beim gemeinsamen Spielen mit einem bunten Fallschirm und mit Bällen und zwei kleinen Fußballtoren. Generationenübergreifend ging es zu beim Parcours mit auf der Straße liegenden überdimensionierten Kunststoffmatten in Fußform, mit denen man den eigenen ökologischen Fußabdruck ermitteln konnte. Auch beim Quiz vom NABU und einem Test zum Wissen über virtuelles Wasser und Biosiegel machten ganze Familien mit.
Im Laufe des Nachmittags kamen immer mehr Menschen dazu. Vor allem die Kinder genossen den Freiraum auf der Straße, hüpfen, malen, fahren, Fußball spielen und vom Kuchen essen zu können. Die Großen hatten einen entspannten Nachmittag mit vielen Gesprächen und Begegnungen. Das schönste Kompliment kam am Ende von einem strahlenden Mädchen: „Wann macht ihr das wieder?“
Ja, wann erobern wir uns wieder den öffentlichen Raum der Kronenstraße? Da die Straße ja „Spielstraße“ ist und die Autofahrenden Rücksicht nehmen müssen, könnte man sich dort auch ohne Aktionstag zusammen finden. Mal schauen, ob das im nächsten Frühjahr/Sommer klappt.
Zum Schluss ein ganz herzliches Dankeschön an alle Mitwirkenden und auch an die unbeteiligten Anwohner*innen für ihre Geduld und Rücksichtnahme. Dieser tolle Nachmittag war eine gelungene Aktion und kann gerne mehr zum Alltag werden.
Der Aktionstag am 20. September war bewusst gewählt, um ihn mit dem Park(ing) Day und der Europäischen Mobilitätswoche zu verknüpfen.
2005 hatte die Künstler*innengruppe Rebar in San Fransisco auf der Suche nach bezahlbarer Ausstellungsfläche eine geniale Idee. Sie bezahlten die damals niedrigen Parkgebühren für einige Parkplätze und bespielten sie für einen Tag mit Kunstaktionen. Die Aktion wurde weltweit bekannt, und seitdem bieten immer mehr Städte jedes Jahr am dritten Freitag im September Park(ing) Days an, von Australien über Indien und USA bis nach Karlsruhe, wo engagierte Menschen Parkplätze bespielen und Zeichen für eine fröhliche Nutzung des öffentlichen Raumes setzen.
Bereits seit 2002 veranstaltet die EU-Kommission in der dritten Septemberwoche die Kampagne Europäische Mobilitätswoche. Jedes Jahr wird in diesem Rahmen in Kommunen mit kreativen Ideen für nachhaltige Mobilität geworben. Während die zivilgesellschaftliche Park(ing) Day Aktion schon sehr bald in Karlsruhe engagierte Mitstreiter*innen fand, dauerte es viele Jahre bis die Europäische Mobilitätswoche hier zu städtischen Aktionen genutzt wurde. Aber seit 2020 organisiert das Kinderbüro der Stadt Karlsruhe die tolle Aktion „Karlsruhe spielt“. Im Jahr 2024 gab es stadtweit 49 Aktionen auf sonst von Autos beanspruchten Flächen, ein städtischer Kurzfilm dazu ist anzuschauen unter
www.youtube.com/watch?v=1HI-XcESnjg