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Viele Gärtner*innen brauchen viele Gießkannen; Alle Fotos: Mari Däschner |
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Die Gäste konnten bei der Offenen Pforte viel Wissenswertes bei der Führung von Mitglied Lore erfahren |
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Ein kleiner Wasserlauf als Gestaltungselement im Garten |
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Wer mal muss, kann auf das Trockenklo. |
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Genug Platz für Vielfalt im Gemüsebeet mit Salat, Tomaten, Rhabarber, Kartoffeln, Lauch, Bohnen, ... |
Dem viel zu trockenen Frühjahr und der sommerlichen Rekordhitze zum Trotz präsentiert sich der am westlichen Rand von Rintheim gelegene Mitmach-Garten Ostring in sattem Grün. Der deutlich hörbare Autolärm vom Ostring erinnert daran, dass wir uns in der Großstadt befinden, was wiederum ganz passend ist für ein Urban Gardening Projekt wie dieses. Eine bunt gemischte Gruppe von Interessierten hat Anfang 2024 einen Verein gegründet um die große Fläche als Gemeinschaftsgarten zu gestalten. Seitdem entstehen hier Stück für Stück artenreiche Blumenwiesen, Gemüsebeete und nachhaltige Einzelprojekte. Den vielfältigen Talenten und Interessen der etwas mehr als 40 Mitglieder des Vereins ist es zu verdanken, dass beispielsweise eine Trockentoilette oder die auffällige Strohballen-Lehm-Wand Richtung Ostring gebaut wurde. Diese unter Beteiligung des KIT errichtete Lärmschutzwand dient auch als wissenschaftliches Experiment und verringert laut eigenen Messungen den Schallpegel um beachtliche 7 dB. Außer dem bisher fertig gestellten Abschnitt der Stroh-Lehm-Wand wurde bei einer Führung am 10. Mai 2025 im Rahmen der „Offenen Pforte“ noch sehr viel mehr über den Garten ganz anschaulich vermittelt. Susanne und Lore, die beide von Anfang an dabei sind, stellten an dem sonnigen Tag einige Wildpflanzen vor, die essbar oder anders nutzbar sind. Neben Spitzwegerich wachsen hier zum Beispiel Johanniskraut, Wilde Möhre, Sauerampfer, Rot- und Weiß-Klee und in der „Wilden Ecke“ natürlich auch Brennnessel. Solche wild wachsenden Pflanzen stehen zu lassen kommt den Insekten und damit vielen weiteren Tieren zugute und ist für die Gruppe mit ihrem hohen ökologischen Anspruch eine Selbstverständlichkeit. An einer Seite des Geländes wurde für die Tierwelt eine Benjes-Hecke angelegt, sie entwickelt sich zu einem Rückzugs- und Lebensraum für Vögel, Eidechsen, Kleinsäuger u. s. w. Die rund 5700 Quadratmeter Gartenfläche bietet genug Raum für den Anbau von vielen verschiedenen Gemüsesorten in Einzel- und Gemeinschaftsbeeten und sogar für eine kleine Streuobstwiese, die auch schon eine ordentliche Ernte beschert hat. Neben den Obstbäumen sorgen auch verschiedene andere Laubbäume für idyllische Schattenplätze, die an diesem Tag im Mai von Mitgliedern wie Gästen gerne genutzt werden. „Es ist hier wie in einem kleinen Paradies“, seufzt Kolja, der sich seit der Anfangszeit im Verein engagiert. Er bewirtschaftet sein persönliches Beet, in dem in diesem Jahr unter anderem Tomaten, Bohnen, Zucchini, Bunte Bete und eine alte Zwiebelsorte wachsen. Samstags hilft er auch im Gemeinschaftsbeet beim Pflanzen und Jäten.
Zur paradiesischen Stimmung trägt eindeutig auch der verträumt plätschernde Wasserlauf bei, dessen Pumpe derzeit allerdings nur bei Anwesenheit der verantwortlichen Mitglieder angeschaltet werden darf. Der für einen Dauerbetrieb erforderliche Umbau zum Solarbetrieb steht jedoch schon auf der Liste für künftige Projektideen. Der Mini-Bach ist nicht das einzige Gewässer im Garten, ein naturnaher Teich prägt einen recht großen Teil des Geländes und lockt Libellen und andere für Wasser typische Tiere an. Er stammt genauso wie mehrere hohe Gabionenwände noch aus der ursprünglichen Nutzung der Fläche als Schaugarten für den Natursteinhandel und kann zur Sicherheit mit einem Zaun abgeteilt werden, falls kleine Kinder im Garten sind. Auch einige andere Materialien aus der früheren Nutzung konnten vom Verein übernommen und weiterverwendet werden und tragen so zum schönen Gesamtkonzept bei. Die für Gärtner*innen entscheidende Frage nach Gießwasser ist im Mitmach-Garten ebenso gut gelöst, da es hier schon einen Grundwasserbrunnen gab.
Überhaupt konnten schon zu Beginn des Gartenprojekts u. a. durch die gute Unterstützung durch das Gartenbauamt viele Probleme, die für andere Gemeinschaftsgärten oft typisch sind, umgangen oder schon bald bewältigt werden. So wurden die großen Bäume bereits geschnitten übergeben, eine Grundausrüstung an Werkzeug beschafft und der Boden durch eine gründliche Bearbeitung und Gründüngung vorbereitet.
Manche Herausforderungen bleiben aber auch den Mitmach-Gärtner*innen nicht erspart:
Sandra vermisst ihren Erdbeerspinat, den sie vor einigen Wochen in ihrem Beet ausgesät hat — es ist kein einziges Blatt zu sehen. War es zu kalt oder haben sich Schnecken über das zarte Grün hergemacht? Gärtnern ist manchmal mit Detektivarbeit verbunden. Aber die Ursache für die nackte Erde, wo doch eigentlich längst etwas wachsen müsste, lässt sich nicht feststellen. Sandra sieht es gelassen, dann muss sie eben einen neuen Versuch starten und weiter geduldig sein. Wäre ja auch unnatürlich, wenn im Garten einfach alles perfekt funktionieren würde — selbst in einem kleinen Paradies.