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  BUZO   

Nachruf Rosemarie Köhnlein

Infostand beim Aktionstag „Mobil ohne Auto“ 2005 in der Kriegsstraße;
Rosemarie Köhnlein beim Markt der Möglich kei ten 2012 in Durlach;   Fotos: BUZO-Archiv

Tief bewegt, traurig aber dankbar für die gemeinsame Zeit muss ich Abschied nehmen von Rosemarie Köhnlein.

Sie trat schon 1972 in die BUZO ein und kämpfte engagiert gegen die geplante Erweiterung der OMW-Raffinerien am Rhein. Der große Erfolg der Unterschriftensammlung mit 35.000 Unterschriften — analog auf Listen — war auch ihr Erfolg als freundliche, kompetente und unermüdliche Mitstreiterin an den Infoständen. Bekanntlich konnte die Erweiterung verhindert werden.

Kennengelernt habe ich sie 1977 in der neu gegründeten AG Öffentlichkeitsarbeit, in der es darum ging, wie die BUZO wirksamer nach außen auftritt und Mitstreiter und Mitglieder gewinnt. Sie war 38 und ich 26. Sie fiel mir nicht gleich auf, was bei ihrer ruhigen Art kein Wunder war. Herumschwatzen war nicht ihre Sache. Wenn sie aber das Wort ergriff und eher leise, aber deutlich sprach, hörten alle zu. Als Lehrerin wusste sie ja, wie man mit undisziplinierten Jungs und Mädels umgeht.

Sie war sich für die einfachen, aber nötigen Dinge wie Ordnung und Sauberkeit nicht zu schade und kümmerte sich um unsere teilweise sehr großen Pflanzen. Damals ohne Internet hatten wir fast alle 14 Tage Infostände am Marktplatz, an denen sie oft teilnahm, obwohl daheim eine Familie mit 3 Kindern wartete. Da ihr das Wort „gegen“ nicht gefiel — logischerweise war die BUZO ja andauernd gegen irgendetwas: gegen Autoverkehr, gegen Atomkraft, gegen Wasserverschmutzung, ... — hatte sie die Idee einer „für“-AG und so entstand Anfang 1978 die AG Alternativen. Die AG entwickelte sich gut. Wir bekamen neue interessante Mitstreiter, wie einen Lehrer, der sich für biologische Landwirtschaft interessierte, einen zweiten, der in Durlach auf seinem Acker wohnte, und später weitere Menschen, die zusammen alternativ wohnen wollten. Wir redeten nicht nur, sondern gingen auch in die Praxis, sahen uns z. B. das damals schon existierende Wohnprojekt „Kommune Elmstein“ an, weil unserer Meinung nach zu einem umweltfreundlicheren Lebensstil auch eine innere Veränderung gehörte. Das Highlight, aber leider auch schon das Abschiedsfest der AG, war ein Fest auf dem Ludwigsplatz am 9. Juni 1979. Den Lehrer hat die Mitarbeit in „ihrer“ AG sehr beeinflusst. Er hat sein Deputat als Lehrer reduziert und eine biologische Landwirtschaft in Hohenwettersbach gegründet.

27 Jahre, von 1989 bis 2016, war Rosemarie im Vorstand, weil sie so an den Geschicken unseres Vereins mehr bewirken konnte und wollte. Auch hier war sie ein Anker und Ruhepol, der die ungeduldigen „Umweltkämpfer“ zu bändigen wusste. Sie war Mitstreiterin bei vielen Aktionen.

2011 war sie maßgeblich an der Konzeption und Ausarbeitung der umfangreichen Ausstellung „25 Jahre Tschernobyl — Menschen—Orte—Solidarität“ im Ständehaus beteiligt. Auch nach ihrem gesundheitsbedingtem Ausscheiden aus dem Vorstand war sie der BUZO sehr verbunden und noch oft bei Veranstaltungen dabei, wie dem jährlich stattfindenden Markt der Möglichkeiten in Durlach.

Wer jetzt denkt, dass die BUZO ihre einzige Wirkungsstätte war, irrt sich gewaltig. Sie engagierte sich auch als Kirchenälteste im Kirchengemeinderat, im Weltladen, in der Friedensinitiative der Bergdörfer und im Verein „Schöpfung nachhaltig bewahren“. Außerdem unterstützte sie ihren Mann Dieter Köhnlein bei der Leitung zweier Orchester des KIT.

Ich konnte mich kurz vor ihrem Tod noch von ihr verabschieden, als sie krankheitsbedingt in einem Pflegeheim lag. Ich erzählte ihr von unserer langen gemeinsamen Vergangenheit und auch unserer Demoteilnahme 2011 in Philippsburg zu „25 Jahre Tschernobyl“ und sang ihr eines der alten Anti-AKW-Lieder vor: „Wehrt euch, leistet Widerstand gegen das Atomkraftwerk im Land, schließt euch fest zusammen, schließt euch fest zusammen“. Sie konnte leider nicht mehr sprechen, aber sie schaute mich zufrieden und entspannt an.

Liebe Rosemarie, wir von der BUZO danken dir von ganzem Herzen dafür, dass wir solange mit dir zusammen aktiv sein durften. Wir vermissen dich.

Wir bedanken uns für die vielen und großzügigen Spenden anlässlich deiner Beerdigung.

Zum Abschied ein Gedicht von Rosemarie aus ihrer Gedichtsammlung „(Un)Gereimtheiten“ von 1983:

Lerne,
ein Gast zu sein
der Erde
wie ein flüchtiger Schmetterling.
Selbst im eigenen Haus
spiele ich nur eine Gast-Rolle,
der Garten ist mir anvertraut
vorübergehend.

Lerne,
ein Gast zu sein
der Erde —
der Schmetterling hinterläßt
keine zerstörenden Spuren ...

Hans Seiler für die BUZO

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